Wilhelm Hasbach

»Nationalökonom, * 25.8.1849 Venauen bei Mülheim/Rhein, † 30.4.1920 Karlsruhe. (katholisch)

Hasbach begann 1868 an der Akademie Münster das Studium der Philologie und der Geschichte. 1870/71 nahm er am deutsch-französischen Krieg teil und setzte dann sein Studium in Bonn und Tübingen fort. Um seine französischen Sprachkenntnisse zu vervollkommnen, begab er sich für 1 Jahr nach Genf (1875 Lehramtsprüfung in Bonn). 1875 wurde er in Tübingen promoviert (Dissertation: ›Die platonische Idee in Schopenhauers Ästhetik‹), 5½ Jahre lang war er als Lehrer tätig. 1879–80 betrieb er in Berlin staatswissenschaftliche Studien. Vorübergehend arbeitete er als Volontär im Preußischen Statistischen Büro. Die Frucht eines 2jährigen Aufenthaltes in England war eine Untersuchung über ›Das englische Arbeiterversicherungswesen‹ (1883), mit der er sich auf Rat A. Wagners 1884 in Greifswald habilitierte. Da Hasbach nicht unmittelbar Wirtschafts- und Sozialwissenschaften studiert hatte, verlangte die Fakultät ihm eine Sonderprüfung ab, die er glänzend bestand. Bis auf die Antrittsvorlesung wurden ihm auch die sonst geforderten Habilitationsleistungen erlassen. Nachdem er seit 1884 das Extraordinariat der Staatswissenschaften provisorisch versehen hatte, wurde Hasbach 1887 zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Greifswald ernannt. In gleicher Eigenschaft ging er 1888 nach Königsberg. 1893 wurde er als ordentlicher Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften nach Kiel berufen. 1894–97 wirkte Hasbach zugleich als Dozent an der Kaiserlichen Marineakademie in Kiel.

Der Darstellung des englischen Arbeiterversicherungswesens folgten 1894 ›Die englischen Landarbeiter in den letzten 100 Jahren und die Einhegungen‹ und 1908 eine umfassende Geschichte der englischen Landarbeiter (A history of the English agricultural labourer, London, 1966). Auf der Höhe seines Wirkens hat sich Hasbach vornehmlich mit den Methoden der Forschung im Bereich der Nationalökonomie befaßt. Noch heute bedeutungsvoll sind die Werke ›Die allgemeinen philosophischen Grundlagen der von F. Quesnay und Adam Smith begründeten politischen Ökonomie‹ (1890) und ›Adam Smith und die Entwicklung der politischen Ökonomie‹ (1891), in denen er sich in erster Linie mit erkenntniskritischen Problemen und Methodenfragen auseinandersetzt. Seine eigene Stellung innerhalb des Methodenstreites hat er in seiner Abhandlung ›Mit welcher Methode wurden die Gesetze der theoretischen Nationalökonomie gefunden?‹ (in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, 3. Folge 27, 1904, S. 289–317) begründet, die viel dazu beigetragen hat, die Möglichkeiten für die Anwendung der deduktiven und der induktiven Methode in der Nationalökonomie zu klären. Nach seiner Entpflichtung (1906) beschäftigte sich Hasbach zunehmend mit Problemen der Wissenschaft von der Politik. Es scheint fast so, als ob er die kommenden politischen Spannungen ahnte. In der Auseinandersetzung mit der modernen Demokratie gewinnt die eigene Position Gestalt. Er bekennt sich zur konstitutionellen Monarchie. Trotzdem ist das, was er über Struktur und Funktionsweise der parlamentarischen Demokratie sagt, für die Wissenschaft von objektiver Bedeutung.«

Wendt, Siegfried, in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 17 f.

Bücher des Autors

4 Treffer

Mit einem Anhange über die ländlichen socialen Verhältnisse in Dänemark und Schweden von William Scharling und Pontus Fahlbeck. (Schriften des Vereins für Socialpolitik LIX)

1894. Tab.; XII, 411 S.
Erhältlich als:  Buch, E-Book

ab 109,90 €




Geschichte seiner Entwickelung und Gesetzgebung. (Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen V.1)

1883. Tab.; XVI, 447 S.
Erhältlich als:  Buch, E-Book

ab 119,90 €


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