Sigmund Riezler

»Historiker, * 2.10. (oder 5. ?) 1843 München, † 28.1.1927 Ambach/Starnberger See (oder München ?).

Nach dem Besuch des Ludwigsgymnasiums in München studierte R., beeindruckt durch die Schriften Friedrich v. Raumers und die historischen Vorträge Heinrich v. Sybels, 1861–66 Geschichte und Jurisprudenz in München; als seine bedeutendsten Lehrer nannte er später die Historiker Wilhelm v. Giesebrecht, Ignaz v. Döllinger, Wilhelm Heinrich v. Riehl sowie die Juristen Paul Roth und Felix Dahn. Während er bereits seit 1866 als Praktikant im Reichsarchiv tätig war, wurde er 1867 mit einer Arbeit über das Hzgt. Bayern unter Heinrich d. Löwen zum Dr. phil. promoviert; zwei Jahre später folgte die Habilitation mit einer Studie über den Kreuzzug Friedrich Barbarossas. Nach seiner Teilnahme als Freiwilliger am dt.-franz. Krieg 1870 ging R. im folgenden Jahr als Leiter des Fürstl. Fürstenbergischen Archivs nach Donaueschingen, wo er bald auch die Leitung der Hofbibliothek sowie des Münz- und Kupferstichkabinetts übernahm. 1883 kehrte er als Oberbibliothekar der Bayer. Hof- und Staatsbibliothek in seine Vaterstadt zurück. 1882, 1885 und 1888 hielt sich R. mit einem Forschungsauftrag der Münchener Historischen Kommission in Rom auf, um die Edition der ›Vatikanischen Akten zur Geschichte Kg. Ludwigs d. Bayern‹ (1891) vorzubereiten. 1885–1919 leitete er zudem die kgl. Studienstiftung Maximilianeum.

1898 wurde R. auf den neugeschaffenen Münchener Lehrstuhl für bayer. Landesgeschichte berufen, den er bis 1917 innehatte. Diesen Ruf verdankte er v.a. seiner ›Geschichte Baierns‹ (8 Bde., 1878–1914; Bd. 1 in neubearb. Aufl. 1924), die – unvollendet – bis zum Tode Max Emanuels 1726 reicht. Die Bedeutung des Werkes liegt zum einen in der Erschließung zentraler archivalischer Quellenbestände, zum anderen in der integrativen, nicht auf Politikgeschichte beschränkten Darstellungsform, die in souveränem Zugriff die Kultur-, Kirchen-, Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte mit einbezog; zudem war R. stets um die Einbettung der bayer. Geschichte in den Gesamtzusammenhang der dt. Geschichte bemüht. 1909 wurde ihm für den 5. und 6. Band dieses Werkes der ›Verdun-Preis für dt. Geschichte‹ verliehen. Den Höhepunkt der Geschichte seiner Heimat sah R. im 19. Jh., markiert durch Montgelas' Reformen, die Erhebung zum Königreich und schließlich den 1871 erfolgten Eintritt in das Dt. Reich. Politisch gemäßigt kleindeutsch orientiert, begrüßte er das Einigungswerk Bismarcks und trat für den konfessionellen Ausgleich in Deutschland ein. Sein wichtigster Schüler (und zweiter Lehrstuhlnachfolger) war Karl Alexander v. Müller (1882–1964).«

Kraus, Hans-Christof, in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 615–616

Bücher des Autors

1 Treffer

Warenkorb

Ihr Warenkorb ist leer.