Carl Ludwig Michelet

»Philosoph, * 4.12.1801 Berlin, † 15.12.1893 Berlin. (reformiert)

M. besuchte das Franz. Gymnasium in Berlin und studierte dort seit 1819 Rechtswissenschaft u.a. bei Savigny, A. v. Bethmann Hollweg und K. W. v. Lancizolle. Er hörte aber auch bei Schleiermacher und besuchte seit 1821 sämtliche Vorlesungen Hegels, der den stärksten Einfluß auf ihn ausübte. Schon zu dieser Zeit verkehrte er freundschaftlich mit anderen, später berühmten Hegelschülern wie seinem Vetter Heinrich Gustav Hotho und Eduard Gans. Nach der ersten juristischen Staatsprüfung (1822) bereitete er, neben seiner Tätigkeit als Auskultator beim Stadtgericht, eine rechtsphilosophische Dissertation bei Hegel vor, die er unter dem Titel ›De doli et culpae in iure criminali notionibus‹ 1824 einreichte. Seit 1825 wirkte M. als Lehrer am Franz. Gymnasium (bis 1850). Er habilitierte sich 1826 und wurde 1829 zum ao. Professor für Philosophie an die Univ. Berlin berufen. Die Beförderung zum o. Professor blieb ihm wegen seiner politischen und religiösen Auffassungen, die ihm nach dem Richtungswechsel des Jahres 1840 die Gunst der Regierung entzogen, zwar versagt, er entfaltete aber bis 1874 eine einflußreiche Lehrtätigkeit. Unter seinen vielen Studenten seien nur David Friedrich Strauß und August Gf. v. Cieszkowski, der sein lebenslanger Freund wurde, genannt. Auch hielt er ausländischen Gästen (u.a. Victor Cousin, Jules Lechevalier und Saint-Marc Girardin) Privatvorlesungen.

M.s Leistung als Lehrer und Schriftsteller liegt in der Verbreitung, Verteidigung und Weiterentwicklung der Philosophie Hegels. Er beteiligte sich an der Hegelianischen Zeitschriftenpublizistik, zunächst an den ›Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik‹ (1827–46), 1860–66 betreute er als Schriftführer die Zeitschrift ›Der Gedanke‹. M. gehörte auch zu dem ›Verein von Freunden‹, der Hegels ›Werke‹ 1832–45 herausgab, und besorgte selbst u.a. die Edition der ›Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie‹. Als führendes Mitglied der Hegelschen Schule verteidigte er die Philosophie seines Lehrers gegen konkurrierende Strömungen, wie die Historische Schule Savignys und die Anhänger des späten Schelling. M.s Weiterentwicklung der Philosophie Hegels äußerte sich zunächst, behutsam akademisch, in der Anwendung Hegelscher Methoden und Prinzipien auf Fragen der antiken Philosophiegeschichte, insbesondere der Philosophie von Aristoteles. Philosophisch radikaler und für die weitere Entwicklung der Hegelschen Schule entscheidender war seine Forderung, Hegels Lehre zu einer die Wirklichkeit verändernden ›Philosophie der Tat‹ zu entfalten. In Opposition zur preuß. Regierung, seinem Dienstherren, geriet M. auch durch seine Schriften und Reden zu religionsphilosophischen und politisch-sozialen Fragen. Seine weitgehende Identifikation mit der 1848er Revolution schlug nach deren Scheitern in M.s resignierenden Rückzug aus dem öffentlichen Leben um.«

Waszek, Norbert, in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 447

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