Viktor Mataja

»österreichischer Politiker, Nationalökonom, * 20.7.1857 Wien, † 19.6.1934 Wien.

M. trat nach dem Studium (Dr. iur. 1883) in die Dienste der Wiener Handelskammer. 1884 habilitierte er sich für politische Nationalökonomie und wurde 1890 zum ao. Professor in Innsbruck berufen (1892 o. Professor, 1897 Honorarprofessor in Wien). Wissenschaftlich der Schule Carl Mengers verbunden, machte er sich vor allem als Pionier auf dem Gebiet des Werbewesens einen Namen. 1892 wurde er mit der Leitung des Handelsstatistischen Dienstes betraut, 1898 auch mit der des Arbeitsstatistischen Amtes, 1900 trat er an die Spitze der sozialpolitischen Sektion des Handelsministeriums.

In den Übergangsregierungen Bienerth I (15.11.1908–10.2.1909) und Gautsch III (26.6.–3.11.1911) fungierte M. als rangältester Sektionschef als Leiter des Handelsministeriums. Besonderes Aufsehen erregte ein Erlaß vom Januar 1909, mit dem M. für den Sprachengebrauch der Postämter in Böhmen die Verfügungen seiner beiden tschech. Amtsvorgänger rückgängig machte; die Empörung der tschech. Parteien darüber war der Anlaß für die Schließung der Reichsratssession am 5.2.1909. M. erfreute sich eines besonders guten Rufes bei den deutschfreiheitlichen Parteien, aber auch bei der Arbeiterschaft, weshalb er im Frühjahr 1914 von den Tarifpartnern zur Schlichtung des Buchdruckerstreiks aufgefordert wurde. 1917 erhielt er in der Nachfolge J. M. Baernreithers, mit dem er auf dem Gebiet der Jugendfürsorge seit langem zusammengearbeitet hatte, den Auftrag zur Organisierung des neu zu schaffenden Ministeriums für Soziale Fürsorge (7.10.1917), das mit Jahresbeginn 1918 ins Leben trat und an dessen Spitze M. in den Kabinetten Seidler und Hussarek bis zum 26.10.1918 stand. Vom Juli 1919 bis zu seiner Pensionierung 1922 war er – wie schon zwischen 1914 und 1917 – Präsident der Statistischen Zentralkommission.«

Höbelt, Lothar, in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 365

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