Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Heinrich (VII.)

Teil I: König Heinrich (VII.), das Reich und die Territorien. Untersuchungen zur Phase der Minderjährigkeit und der »Regentschaften« Erzbischof Engelberts I. von Köln und Herzog Ludwigs I. von Bayern (1211) 1220–1228

1998. XII, 463 S.
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119,90 €
ISBN 978-3-428-09384-7
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Description

Mit dem vorliegenden Band wird in den vor knapp 200 Jahren begründeten Jahrbüchern der Deutschen Geschichte nach einer längeren Ruhepause wieder ein neues Werk vorgelegt. Als einer der Gründungs- und Ziehväter dieses Projektes steht Leopold von Ranke, "der grosse Lehrer Geschichte zu sehen" (Dilthey), dessen opus magnum ebenfalls bei Duncker & Humblot erschienen ist.

Ein Wesensmerkmal der Jahrbücher - seit 1859 unter der Ägide der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München, herausgegeben und von Duncker & Humblot verlegt - ist die "eingehende Betrachtung kleinerer Zeiträume (...), des Werdens der Dinge, der geschichtlichen Persönlichkeiten." Mit der Weiterschreibung dieser Reihe, die aufgrund von Neudrucken ausgewählter Titel in den 60er und 70er Jahren bereits wieder in Erscheinung getreten ist, erhoffen sich die Herausgeber eine Befruchtung der historischen Diskussion.

Gerade neunjährig wurde Heinrich (VII.) 1220 auf Wunsch seines Vaters Friedrich II. von den deutschen Fürsten zum König gewählt. Für das Verständnis seiner Regierungszeit (1220-1235) ist von ausschlaggebender Bedeutung, daß sie in zwei sehr unterschiedliche Perioden zerfällt; nämlich in die seiner eigenständigen Regierung (ab 1228) und in die, in der er als Minderjähriger - und noch etwas darüber hinaus - in Abhängigkeit von Erziehern und fürstlichen "Regenten" gehalten wurde, zunächst in der Erzbischof Engelberts von Köln und dann Herzog Ludwigs von Bayern.

Unter der Prämisse des vorgeblich selbstverantwortlich handelnden Königs und unter Verkennung aller übrigen Intentionen, führte die Nichtbeachtung dieses Unterschieds sowohl zu einer Fehleinschätzung seiner Person als auch der Geschichte des Reichs in den zwanziger Jahren des 13. Jahrhunderts. König Heinrich (VII.) stand in diesen Jahren dem regnum Theutonicum nur als der notwendige und ob seiner Minderjährigkeit den Fürsten genehme Legitimationsspender und -beschaffer vor.

Ebenso nachteilig für eine Beurteilung der Rolle, die Heinrich (VII.) während dieser Zeit als König spielte, hat sich ausgewirkt, daß die bisherige Forschung einem wesentlichen Umstand viel zu geringe Beachtung schenkte: nämlich, daß die Politik und die Ereignisse sich zum großen Teil in Bahnen bewegten, die Friedrich II. vor seiner Abreise nach Italien vorgezeichnet hatte und in gewissem Umfang von dort aus in dem von ihm interpretierten Interesse des Gesamtimperiums weiterverfolgte. Auch die Aachener Königsweihe Heinrichs (VII.) im Jahre 1222 änderte nichts daran, daß der königliche Rat, das sog. consilium regis, zu einer Selbstbedienungseinrichtung für fürstliche Territorialherren zu entarten drohte.

Als Heinrich (VII.) Ende 1228 den Bayernherzog von sich wies und die Regierung selbst in die Hand nahm, versuchte er eine acht Jahre dauernde fürstliche Oligarchie zu beenden. Gleichzeitig endete für das hochmittelalterliche deutsche Königtum eine materiell und ideell nachteilige Zeitspanne, die in dem hier vorgelegten 1. Teilband der Jahrbücher König Heinrichs (VII.) erstmals Gegenstand einer eingehenden Untersuchung ist.

Overview

Inhaltsübersicht: Einleitung - Teil 1: Friedrich II. in Deutschland 1212-1220: Sizilien und das Reich 1197-1215 - Die dänische Expansion - Heinrichs Kindheit in Sizilien 1211-1216 - Die Reise nach Deutschland und die Erhebung Heinrichs zum Herzog von Schwaben 1216-1219 - Die Zähringererbschaft und die Ernennung Heinrichs zum Rektor von Burgund - Heinrichs Erhebung zum Romanorum rex - Teil 2: Erzbischof Engelbert von Köln als Gubernator und Provisor des Reichs: Das Consilium Regis - Das Reich, Tirol und die Gräfin Johanna von Flandern - Die Hildesheimer Bischofswahl - Kölnische Territorialpolitik - Das Elsaß, Straßburg und die Staufer - Die Hochstifte Passau und Bamberg - Die Königsweihe Heinrichs (VII.) zu Aachen: 8. Mai 1222 - Von Ulm nach Nordhausen: Das Jahr 1223 - Dänemark und das Reich - Die Königreiche Frankreich, England und das Reich - Die Schlacht von Mölln: Januar 1225 - Die Vermählung Heinrichs (VII.) - Der Ruf des Kaisers und der Zug Heinrichs (VII.) nach Trient - Teil 3: Die "Regentschaft" Herzog Ludwigs I. von Bayern: Die Übernahme der "Regentschaft" durch Herzog Ludwig I. von Bayern - Cambrai und Oppenheim - Kloster Lorsch und die Starkenburg - Verdun - England, Frankreich und das Reich im Jahre 1227 - Vorläufiger Frieden mit König Waldemar II. von Dänemark und abermaliger Krieg - Die Schlacht von Bornhöved - Braunschweig 1227 - Der Krieg im Elsaß und König Heinrichs Emanzipation 1227-1228 - Schlußbetrachtung - Quellen und Literatur - Personenverzeichnis - Ortsverzeichnis

Press Reviews

»Die ›Jahrbücher der Deutschen Geschichte‹ sind für jeden Historiker unverzichtbare Hilfsmittel. […] Der Vf. hat eine umfassende und wertvolle Untersuchung über die Zeit zwischen 1216 und 1228 im Deutschen Reich vorgelegt. Es ist unbestreitbar, daß diese Untersuchung für die zukünftige Betrachtung des 13. Jahrhunderts eine wichtige Rolle einnehmen wird. Nach dem Muster der übrigen Bände der Reihe wird zweifellos auch im 22. Jahrhundert die Untersuchung von den historischen Fachleuten ebenso wie von Studenten und an der Zeit allgemein Interessierten zur Information noch herangezogen werden. Der Vf. hat eine solide Untersuchung vorgelegt, die durch ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis (S. 362–437) ergänzt wird.«
Immo Eberl, in: Historische Zeitschrift, 4/1999

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