Herrschaft und Genossenschaft

Zur Anthropologie elementarer Formen sozialer Politik und der Gesellung auf historischer Grundlage

2003. 154 S.
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ISBN 978-3-428-10094-1
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ISBN 978-3-428-50094-9
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Description

Risikolagen und vulnerable Gruppen gab es zu allen Zeiten und Orten. Soziale Fragen, die gestaltend bewältigt werden wollen, existierten in allen kulturellen Räumen. Die elementaren Formen, in denen auf diese Herausforderungen in den unterscheidlichen Kulturen reagiert wurden, sind morphologisch ähnlich. Frank Schulz-Nieswandt nimmt diesen Tatbestand zum Anlaß, aus anthropologischem Blickwinkel zwei archetypische Urformen sozialer Politik zu betrachten: Herrschaft und Genossenschaft.

Im Mittelpunkt erschließt der Autor die strukturale Formenlehre sozialer Politik im Dualismus des gemeinorientalischen Typus der vertikalen Wohltätigkeit »von oben« (Barmherzigkeit) und des griechisch-römischen Typus der genossenschaftsartigen Hilfe auf Gegenseitigkeit (Bürger-Egalität, aber auch als maskulin-agonale res publica). Aus diesen archetypischen Urkategorien heraus differenzieren sich die binären elementaren Formen als Typen vertikaler und horizontaler Reziprozität.

Die herausgestellten Archetypen leben heute noch fort, beispielsweise in der steuerfinanzierten staatlichen Transferpolitik (bedürftigkeitsgeprüfte Sozialhilfe) und der asymmetrischen freiwilligen Wohltätigkeit sowie in der sozialversicherungsartigen Risikovergemeinschaftung und in Kleingenossenschaften der sozialen Selbsthilfe. Allen diesen differenzierten Formen sozialen Helfens und sozialer Risikobewältigung gemein ist ihr Ursprung in dem Gabemechanismus als conditio humana.

Overview

Inhaltsübersicht: A. Einleitung: Elementare Formen sozialer Politik und ihre institutionellen und kognitiven Vektoren: Anthropologischer Prolog - Leiden und Gerechtigkeit: Zum »Sitz im Leben« - Zwischen Bolkestein und Gierke: Orientalisch-griechischer Dualismus und der binäre Code »Herrschaft versus Genossenschaft« - Vorstudien zum Themenkomplex und erste Befunde - B. Die vorchristlichen Wurzeln: die Archetypen der »alttestamentlichen« und »homerischen« Gesellschaft: Die Verwurzelungen im »Dark Age« (1200-800 v. Chr.) im gesamten Mittelmeerraum - Schuldknechtschaft, sakrales Königtum und »primitive Demokratie« im kanaanitisch-israelitischen Altertum - Das homerische Protoplasma der Polis-Bildung in geometrischer Zeit - C. Die nach-christliche Entwicklung: die synkretistischen Formen: Die Grundlegung des europäischen Pfades - Die frühchristliche Gemeinde: Ein synthetischer Archetypus mit endogener Neigung zur Transformation - Gastfreundschaft und Xenodochium: Eine gestaltgebende Entwicklungsachse im orientalisch-europäischen Synkretismus - Ausblick auf die Geschichte der euopäischen Sozialpolitik im Lichte der Dialektik von Herrschaft und Genossenschaft - Weltweite Analogien zur Dialektik von Herrschaft und Genossenschaft in diachroner wie synchroner Perspektive - D. Destillate und offene Fragen einer Theorie des Ursprungs von Herrschaft - Literaturverzeichnis - Stichwortverzeichnis

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