Disziplin und Desertion

Strukturprobleme militärischer Organisation im 18. Jahrhundert

1996. 408 S.
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ISBN 978-3-428-08543-9
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Description

Desertion gehörte in den Heeren des 18. Jahrhunderts zur Normalität und trat gelegentlich sogar massenweise auf. Das wurde bisher pauschal mit der Zwangsrekrutierung oder mit moralischen Mängeln der Rekruten erklärt, ist aber kaum erforscht worden. Waren die Armeen am Ende gar nicht die großen Motoren einer allgemeinen Disziplinierung, für die sie immer gehalten wurden? Was bedeutete die Desertion in einer Zeit, in der viele Fürsten immer mehr Menschen für ihre Kriege mobilisiert haben?

Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Untersuchung, die im Sinne einer "New Military History" die strukturellen Probleme und Widersprüche des Heerwesens im Spannungsfeld zwischen Fürstenstaatlichkeit und Bevölkerung beleuchtet. Das Buch entfaltet zunächst die konkreten Auswirkungen der Desertion. Die Erörterung der Hintergründe geht sodann schrittweise von den alltäglichen Lebensbedingungen und den organisatorischen Mängeln der Heere zu den mutmaßlichen Motivationen der Soldaten voran.

Dabei wird deutlich, wie nachhaltig die Desertion das Ideal funktionaler Disziplin tatsächlich in Frage stellte. In vielen Fällen war sie sogar selbst Folge der mitunter rigorosen Disziplinierung. Der Kampf gegen die Desertion weist überdies darauf hin, daß die innere Überwachung fortschritt und Desertion auch Verdrängung und Marginalisierung soldatischen Protests bedeutete. Die Aushebung der Soldaten und die Verfolgung der Deserteure ging zudem mit einer zunehmenden Kontrolle über die Bevölkerung einher. Im Zuge dieser Entwicklung zeichnete sich bereits der grundlegende Wandel vom ungebundenen Söldner zum dienstverpflichteten Untertan ab.

Overview

Inhaltsübersicht: I. Einleitung - II. Die Ordnung der kriegerischen Gewalt - III. Dimensionen der Desertion: Flucht und Verweigerung: Desertion im sozialen Kontext; Umfang und Situationen; Auswirkungen - IV. Verhindern, Verfolgen, Verurteilen: Überwachung; Verfolgung: Der Untertan auf Posten; Der Griff über die Grenzen: Auslieferung; Strafrecht zwischen Abschreckung und Abwägung; Die Vernichtung der sozialen Existenz; Exkurs: Leben auf der Flucht - V. Bedingungen militärischen Lebens und Überlebens: Angst und Feldflucht; Lagern und Marschieren; Reibungen der Truppenbewirtschaftung; Zwang und Zerstreuung im Garnisonsalltag - VI. Die Logik militärischer Macht: Rekrutierung als quantitatives Problem: Das scheinbare Problem: 'Leichtsinn'?; Die Spirale der Truppenvermehrung; Werbungen mit allen Mitteln; Die Dienstverpflichtung der Untertanen; Fürsten als Kriegsunternehmer: Truppenvermietung - VII. "Triebfedern": Lebensunterhalt; Korpsgeist und Zusammengehörigkeit; Schicksalsglaube und Bekenntnis; Inländer und Ausländer; Die Erziehung des Soldatenstandes - VIII. Ausblick - IX. Zusammenhänge - Quellen- und Literaturverzeichnis

Press Reviews

»Die Untersuchung, 1996 mit dem 2. Preis des Werner-Hahlweg-Preises für Militärgeschichte und Wehrwissenschaften ausgezeichnet, ist eine herausragende wissenschaftliche Leistung, die zudem durch die Klarheit der Sprache und eine angenehme Abstinenz der Theoriehörigkeit besticht.«
Dr. Joachim Niemeyer, in: Zeitschrift für Heereskunde, 1996

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