Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung (VJH)

Die PISA Studie (Programme for International Student Assessment) der OECD hat gezeigt, dass im deutschen Bildungssystem den Schülern weniger Kenntnisse vermittelt werden als in den meisten anderen OECD Ländern. Als Reaktion auf den »PISA-Schock« wurden erste bildungspolitische Maßnahmen ergriffen, weitere Reformen des deutschen Bildungssystems stehen auf allen Ebenen zur Diskussion. Bisher fehlt für Deutschland jedoch weitgehend die empirische Basis zur Bewertung der diskutierten Reformstrategien. Dieses Schwerpunktheft der Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung beinhaltet neben theoretischen und institutionell-vergleichenden Betrachtungen zur Bildungspolitik auch empirische Analysen zur Funktionsweise des deutschen Bildungssystems und zu den Auswirkungen von Bildungsreformen.

Aus theoretischer Perspektive werden zum einen die Probleme der staatlichen Bildungsfinanzierung durch die beschränkten Möglichkeiten der nationalen Besteuerung von Kapital und mobiler Arbeitnehmer im Zeitalter der Globalisierung und des verstärkten internationalen Wettbewerbs um mobile Produktionsfaktoren diskutiert. Zum anderen werden die Auswirkungen der zunehmenden Alterung der Gesellschaft auf die gesellschaftlichen Präferenzen für Bildungsausgaben und damit die Möglichkeiten staatlicher Bildungsfinanzierung dargestellt. Die Autoren der empirischen Beiträge gehen der Frage nach, ob ein größeres Maß an Schulautonomie mit besseren Schulerfolgen verbunden ist und welche Rolle zentralisierte Prüfungen dabei spielen. In weiteren Beiträgen werden die Organisationsstrukturen des deutschen Hochschulsystems und die Bedeutung der Ranglisten deutscher Universitäten für die Hochschulwahl der Studierenden untersucht. Zwei Beiträge über den Arbeitsmarkt für Lehrer/innen in der Schweiz und aktuelle bildungspolitische Reformen in Frankreich vermitteln interessante Anknüpfungspunkte für die bildungspolitische Diskussion in Deutschland.