Liber amicorum Jost Delbrück
Beschreibung
Die hier anzuzeigende Festschrift der Freunde, Wegbegleiter und Kollegen Jost Delbrücks zu seinem 70. Geburtstag steht unter dem Titel "Weltinnenrecht". Mit diesem Begriff, für den Jost Delbrück nicht nur die Urheberschaft, sondern auch seine Etablierung als Kategorie beanspruchen kann, soll das Bemühen des Jubilars gewürdigt werden, die Konstitutionalisierung des Völkerrechts in zahlreichen Aspekten der Internationalisierung und der Globalisierung geistig durchdrungen und auf den Begriff gebracht zu haben. Außerdem bringen Herausgeber und Autoren mit diesem Titel zum Ausdruck, dass sie Jost Delbrück neue Perspektiven verdanken und in ihren Beiträgen den Weg über Kiel hinaus mit ihm gemeinsam gehen.
Jost Delbrück hat in der akademischen Lehre, in den intensiven Gesprächen mit seinen Schülern und in zahlreichen Werken Koordinatennetze verschoben und kaum bekanntes, aber reiches Neuland betreten. Sein wissenschaftliches Werk, von der Dissertation über das Verhältnis von Sicherheitsrat und Vollversammlung der Vereinten Nationen (1963) über die Habilitationsschrift zur Rassenfrage als Problem des Völkerrechts (1971) bis zur gemeinsam mit Rüdiger Wolfrum unternommenen Neubearbeitung des großen Völkerrechtslehrbuchs von Georg Dahm (seit 1989), ist durchgehend von der Erkenntnis geprägt, dass jenseits der kultivierten Fläche der sogenannten "herrschenden Meinung" noch weite Gebiete darauf warten, in rechtswissenschaftliches Kulturland verwandelt zu werden. Delbrück gehört bis heute zu den Ersten, die den Pflug ein Stück weiter ziehen. In den letzten Jahren kommt das besonders deutlich in den von ihm aus der Perspektive der Staatslehre und des Völkerrechts bearbeiteten Themen "Globalisierung" und "Weltinnenrecht" zum Ausdruck.
In der vorliegenden Festschrift sind Beiträge zum Staats-, Europa- und Völkerrecht zusammengefasst, die sich durchgehend dadurch auszeichnen, dass sie - ganz im Sinne von Jost Delbrück - sowohl aktuelle als auch grundsätzliche Fragen aufgreifen und hierzu über den engeren juristischen Bereich hinausgehende Perspektiven aufzeigen. Damit knüpft die Festschrift auch an Tradition und Geist des Kieler Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an, die sich gerade Jost Delbrück zu Eigen gemacht hat. Er lebt und lehrt sie: Die Beharrlichkeit und Energie, mit der Schücking im Staatsrecht nur die halbe Strecke zurückgelegt sah und sich dem Bau des Völkerrechts als notwendiger Ergänzung und Vollendung des Rechts widmete; die nüchterne Präzision, mit der Eberhard Menzel 1969 in einem langen Aufsatz zeigte, dass und wie sich die Grenzen zwischen nationaler und internationaler Verwaltung verschoben haben; die Weite des historischen Blicks, die Gründlichkeit in der Bearbeitung und die innere Verbundenheit akademischer Teams, welche große publizistische Werke haben entstehen lassen. Und schließlich die Qualifikationsschriften, die "am Institut" entstanden sind - jede von Delbrücks Schriften lässt erkennen, dass all dies mitschreibt.
Inhaltsübersicht
Inhalt: A. C. Aman, Jr., Globalization as Denationalization: Pluralism, Democracy Deficits in the U. S. and the Need to Extend the Province of Administrative Law - W. Benedek, Der Beitrag des Konzeptes der menschlichen Sicherheit zur Friedenssicherung - R. Bernhardt, Der völkerrechtliche Schutz der Menschenrechte: Texte, Institutionen, Realitäten - U. Beyerlin, Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und Menschenrechtsschutz - M. Bothe, Töten und getötet werden. Kombattanten, Kämpfer und Zivilisten im bewaffneten Konflikt - T. Bruha / C. J. Tams, Self-Defence Against Terrorist Attacks. Considerations in the Light of the ICJ's "Israeli Wall" Opinion - L. Caflisch, Neues zur Formulierung und Umsetzung von Urteilen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte - A. Frhr. von Campenhausen, Zur Änderung von Werken der Baukunst und der bildenden Künste zum gottesdienstlichen Gebrauch - K. G. Dau-Schmidt / C. L. Brun, Lost in Translation. The Economic Analysis of Law in the United States and Europe - K. Dicke, Die Ideengeschichte des Friedens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - K. Doehring, Rassendiskriminierung und Einbürgerung - R. B. Dworkin, Anything New Under the Sun? Trying to Design a New Legal Institution to Deal with Biomedical Advance - T. Eitel, Beutekunst. Die letzten deutschen Kriegsgefangenen - W. Fiedler, Das "Potsdamer Abkommen" und die Reform der Völkerrechtsordnung. Die Erklärungen der Westmächte vom 14. und 16. Februar 1996 - E. Forndran, Terrorismus und Friedenssicherung. Einige Anmerkungen zu den Handlungsoptionen der Akteure - T. M. Franck, The International Judge and the Principled Imperative - J. Abr. Frowein, Die traurigen Missverständnisse. Bundesverfassungsgericht und Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte - V. Götz, Ratsbeschlüsse mit qualifizierter Mehrheit zwischen 1995 und 2009 - E. D. Graue, Machiavelli: Vor 500 Jahren entstand "Il Principe" - G. Hafner, The Rule of Law and International Organizations - K. Hailbronner, Arbeitsmarktzugang und Anspruch auf soziale Leistungen im europäischen Ausländerrecht - S. Hobe, Was bleibt vom gemeinsamen Erbe der Menschheit? - R. Hofmann, Protecting Minority Rights in Kosovo. The Agreement of 23 August 2004 between the Council of Europe and UNMIK on Technical Arrangements Related to the Framework Convention for the Protection of National Minorities - K. Ipsen, Legitime Gewaltanwendung neben dem Völkerrecht? - E. Klein, Wesensgehalt von Menschenrechten. Eine Studie zur Judikatur des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte - D. König, Die Durchsetzung internationaler Menschenrechte. Neuere Entwicklungen am Beispiel des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau - S. Magiera, Der Rechtsstatus der Unionsbürger - F. Matscher, Über die Grenzen des Rechts. Bemerkungen zu aktuellen Anlässen - F. L. Morrison, No Left Turn. Two Approaches to International Law - H. Neuhold, Terminological Ambiguity in the Field of International Security. Legal and Political Aspects - G. Nolte, Practice of the UN Security Council with Respect to Humanitarian Law - K. Oellers-Frahm, The International Court of Justice and Article 51 of the UN Charter - T. Oppermann, Valéry Giscard d'Estaing: Vater der Europäischen Verfassung - A. Peters, Global Constitutionalism in a Nutshell - D. Rauschning, Umfang und Grenzen des Menschenrechtsschutzes durch die Human Rights Chamber für Bosnien-Herzegowina - T. Rendtorff, Religionsfreiheit als Ursprung der Menschenrechte. Beobachtungen zum "religiösen" Status der Universal Human Rights - E. Riedel, The Human Right to Water - W. Rudolf, Großer Lauschangriff zur Abwehr drohender Gefahren - E. Schmidt-Jortzig, Zur Europatauglichkeit des Grundgesetzes zwölf Jahre nach Maastricht. Bewährung oder Reformbedürftigkeit der Europavorschriften in der deutschen Verfassung - C. Schreuer / C. Binder, Das Verhältnis von Generalversammlung und Sicherheitsrat in Friedenssicherungsangelegenheiten - D. Senghaas, Über die Kultur des Friedens - E. Senghaas-Knobloch, Weltweit menschenwürdige Arbeit als Voraussetzung für dauerhaften Weltfrieden. Der weltpolitische Auftrag der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) unter Bedingungen der Globalisierung - K. Siehr, Kulturgüter in Friedens- und Freundschaftsverträgen - C. Starck, Allgemeine Staatslehre in Zeiten der Europäischen Union - T. Stein, Proportionality Revisited. Überlegungen zum Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im internationalen Recht - P.-T. Stoll, Der Zugang zu Medizin; soziale Menschenrechte und Welthandelsordnung - D. Thürer / M. MacLaren, "Ius Post Bellum" in Iraq. A Challenge to the Applicability and Relevance of International Humanitarian Law? - C. Tietje, Internationales Wirtschaftsrecht und Recht auf Entwicklung als Elemente einer konstitutionalisierten globalen Friedensordnung - C. Tomuschat, An Optional Protocol for the International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights? - D. F. Vagts, American International Law: A Sonderweg? - W. Graf Vitzthum, Die herausgeforderte Einheit der Völkerrechtsordnung - R. Wolfrum, Der Kampf gegen eine Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Eine neue Rolle für den Sicherheitsrat - G. Zellentin, Zivile Konfliktbearbeitung: ein Novum deutscher Aussen- und Sicherheitspolitik - K. Zemanek, Für mehr Offenheit und Realismus in der Völkerrechtslehre - A. Zimmermann, Uniting-for-Peace und Gutachtenanfragen der Generalversammlung. Anmerkungen aus Anlaß des Gutachtens des Internationalen Gerichtshofes zur Zulässigkeit des Sicherheitszaunes zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten
Pressestimmen
»Alle Beiträge sind gleichermaßen lesenswert und machen das Buch zu einem Werk, an dem nicht nur die Leser, sondern auch der Geehrte seine Freude haben dürfte. Denn es gelingt in der Festschrift durchaus, was die Herausgeber in ihrem Geleitwort für das gesamte Wirken von Jost Delbrück konstatiert haben: dass es nämlich jenseits der kultivierten Fläche der herrschenden Meinung noch Gebiete gibt, die neu vermessen werden können.« Johannes Varwick, in: Vereinte Nationen, 4/2006
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