Die Religionsfrage in den brandenburg-preußischen Territorien vom 16. bis zum frühen 18. Jahrhundert
Beschreibung
Nachdem die Papstkirche durch die Reformation des 16. Jahrhunderts in die katholische und protestantische Kirche gespalten war, zogen die deutschen Landesfürsten das Recht zur Entscheidung über den »wahren Glauben« an sich und bestimmten die Auswahl der einzigen in ihrem Territorium anerkannten Konfession. Als der Kurfürst von Brandenburg im frühen 17. Jahrhundert zum reformierten Glauben übertrat, ihm aber seine lutherischen Stände und Untertanen nicht folgten, waren beide Seiten gezwungen, das Neben- und Miteinander mehrerer Konfessionen im selben Land zur Wahrung von dessen innerem Frieden in der Theorie zu bedenken und im Alltag zu praktizieren, und aus mehrkonfessionellen Verhältnissen in den brandenburgisch-preußischen Territorien, aus den Verpflichtungen zur »Religions- und Gewissensfreiheit« und den Bemühungen um Milderung religiöser Gegensätze erwuchsen die im Reich und in Europa außergewöhnlichen Ansätze zur religiösen Toleranz.
Inhaltsübersicht
I. Der einkonfessionelle Landesstaat des 16. Jahrhunderts
Anton Schindling unter Mitarbeit von Matthias Asche: Konfessionspolitik und Religionsfrieden – das Heilige Römische Reich, seine Territorien und Städte sowie die mittel- und ostmitteleuropäischen Nachbarstaaten
Andreas Stegmann: Die Formierung einer lutherischen Konfessionskultur im Kurfürstentum Brandenburg während der Regierungszeit Joachims II. (1535–1571)
Heinrich Kaak: Städtisches Kirchenregiment und Konfessionsfragen des 16. und 17. Jahrhunderts im Spiegel der Prenzlauer Chronik des Christoph Süring
Mathis Leibetseder: Zwischen dynastischer Aneignung und rituellem Prozess. Die Reformation des Bistums Lebus und der Fürstenwalder ›Pfaffensturm‹ 1556
Bernhart Jähnig: Die evangelisch-lutherischen Bistümer des Herzogtums Preußen (1522-1587)
Michael Scholz: Reformation ohne den Landesherrn? Die Durchsetzung der reformatorischen Lehre im Erzstift Magdeburg in der Mitte des 16. Jahrhunderts
II. Der mehrkonfessionelle Landesstaat des 17./18. Jahrhunderts
Klaus Neitmann: ›... bitten wir, Euer Kurfürstlichen Gnaden wollen uns in Religionssachen unser Gewissen frei laßen ...‹ Die kurbrandenburgischen Stände und die Konversion des Hauses Hohenzollern zum reformierten Bekenntnis
Haik Thomas Porada: Bugenhagens Erbe in einem geteilten Land. Die Konfessionsfrage in Pommern in den ersten beiden Jahrhunderten nach Einführung der Reformation
Michael Kaiser: Konfessionalisierung als Instrument einer schwachen Landesherrschaft. Brandenburg und die Fürstentümer Jülich-Kleve-Berg und Mark im 17. Jahrhundert
Peter Baumgart: Habsburgische Konfessionspolitik im bikonfessionellen Schlesien von ca. 1648 bis 1740
Frank Göse: Zur Konfessionspolitik Friedrichs I. und Friedrich Wilhelms I. in den brandenburgisch-preußischen Landen und im Reich (1688-1740)
Hans-Christof Kraus: Spätkonfessionalismus und Frühaufklärung – Christian Wolff zwischen August Hermann Francke und Friedrich II.
Klaus Neitmann: Die brandenburgisch-preußischen Territorien in ihrer Entwicklung vom ein- zum mehrkonfessionellen Landesstaat (16. bis frühes 18. Jahrhundert). Themen und Thesen einer religions-geschichtlichen Tagung
Pressestimmen
»Der vorliegende Band wird sicher ein vielzitiertes Referenzwerk zur frühneuzeitlichen Konfessionsgeschichte in Brandenburg-Preußen und darüber hinaus.« Dr. Jochen Alexander Hofmann, in: Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte, Bd. 73/2022
»Dem Leser bietet sich ein solides Panorama der konfessionellen Entwicklungen in den brandenburg-preußischen Territorien, das – wenngleich von den Beiträgern in der Regel nicht explizit erwähnt – viele Anknüpfungspunkte für Forschungen zur frühneuzeitlichen Herrschaftspraxis im Allgemeinen und zur Konfessionskultur bzw. zur Konfessionalisierung im Besonderen bietet.« Dr. Marianne Taatz-Jacobi, in: Zeitschrift für Historische Forschung, Bd. 49, 4/2022
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