Vertreibung und Minderheitenschutz in Europa
2005. Abb.; VIII, 331 S.
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ISBN 978-3-428-11833-5
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Beschreibung

Ein Schwerpunkt des hier präsentierten Tagungsbandes, dem ersten Band der Reihe "Chemnitzer Europastudien", liegt auf den Ereignissen im deutsch-böhmischen Grenzraum und fokussiert dabei vor allem das tschechisch-sudetendeutsche Verhältnis vor wie auch nach dem Epochenjahr 1945. Den damit zusammenhängenden Fragen gelten die Beiträge von Adrian von Arburg und Miloš Havelka. Miloš Řezník hingegen beschäftigt sich in seinem den Kaschuben gewidmeten Text mit deren Stellung zwischen polnischen und deutschen Vereinnahmungsansprüchen in der Geschichte sowie mit heutigen Fragen der sich daraus ergebenden wechselseitigen Wahrnehmung. Hendrik Thoß wiederum beleuchtet die oftmals vernachlässigte "westliche" Perspektive minderheitenpolitischen Argumentierens im Blick auf elsaß-lothringische Bevölkerungsverschiebungen nach 1918. Die im engeren Sinne rechtswissenschaftlichen Beiträge von Liv Jaeckel, Ludwig Gramlich und Matthias Niedobitek weiten den Blick dann auf völker-, finanz- und europarechtliche Perspektiven des aktuellen Minderheitenschutzes unter Einbeziehung der sorbischen Minderheit in den Bundesländern Sachsen und Brandenburg, während es Andreas Thüsing obliegt, dem gleichsam spiegelbildlichen Aspekt des Vertreibungsgeschehens nachzuspüren: der Integration der Vertriebenen in ihre neue Heimatregion, hier wiederum speziell dargestellt am sächsischen Beispiel. Winfrid Halder schließlich führt in einem ausgreifenden Überblicksbeitrag die grundlegenden historischen und zeitgeschichtlichen Ereigniszusammenhänge des Vertreibungsgeschehens in den deutschen Ostgebieten nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs vor Augen.

Auf diese Weise entsteht ein umfassendes Panorama der miteinander eng verknüpften Problemfelder "Vertreibung" und "Minderheitenschutz" - orientiert an sowohl interdisziplinären als auch gesamteuropäischen Fragestellungen, deren bewußt weiträumiger Horizont der Forschung neue Impulse zur Erörterung einer noch lange nicht erschöpfend thematisierten Fragestellung vermitteln soll.

Inhaltsübersicht

Inhalt: I. Einführende Bemerkungen: F.-L. Kroll, Vertreibung und Minderheitenschutz im 20. Jahrhundert - II. Historische Perspektiven: W. Halder, "... in ordnungsgemäßer und humaner Weise". Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches und dem Sudetenland 1945-1947. Voraussetzungen, Verlauf, Konjunkturen des historiographischen und öffentlichen Diskurses - A. von Arburg, Zwangsumsiedlung als Patentrezept. Tschechoslowakische Bevölkerungspolitik im mitteleuropäischen Vergleich 1945-1954 - A. Thüsing, Die Aufnahme und Eingliederung von Flüchtlingen und Vertriebenen in Sachsen 1945-1950 - III. Rechtliche Aspekte: L. Jaeckel, Der Minderheitenschutz im Völkerrecht, ein System im Werden - L. Gramlich, Wirtschafts- und finanzrechtliche Probleme des Minderheitenschutzes im Völker- und deutschen Verfassungsrecht - M. Niedobitek, Minderheitenschutz im europäischen Mehrebenensystem - IV. Vergleichende Dimensionen: H. Thoß, "Purifier, centraliser, assimiler". Reannexion und Vertreibung im Elsaß und in Lothringen nach 1918 - M. Řezník, Die Kaschuben zwischen Deutschen und Polen: eine "selbstpolonisierte" Minderheit? - M. Havelka, Die tschechisch-deutschen Beziehungen aus Sicht des tschechischen Diskurses

Pressestimmen

»Insgesamt betrachtet bietet die Publikation nicht nur eine wertvolle, zusammenfassende Darstellung des Forschungsstandes zur Vertreibung der Deutschen aus dem östlichen Mitteleuropa und zahlreiche interessante regionalgeschichtliche Erkenntnisse, sondern auch einen kompakten, gut dokumentierten Überblick zum Minderheitenschutz auf völkerrechtlicher und europäischer Ebene.«
Ilse Reiter, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung, 124/2007

»Der Sammelband […] bietet neben dem Staatsrechtler besonders auch dem Völkerrechtler (und dem Europarechtler) sowie jedem zeitgeschichtlich Interessierten reiches Anschauungsmaterial und vermittelt wertvolle Einblicke in den Stand der Forschung zur Praxis der Vertreibungen in Europa und zum aktuellen Minderheitenschutz, den diese Praxis in Europa erzwang. Man kann auf weitere Bände dieser Reihe gespannt sein.«
Univ.-Prof. Dr. Michael Kilian, in: Die Öffentliche Verwaltung, 13/2007

»Es gebührt den Herausgebern das Lob, Fachexperten ausgewählt zu haben, die ihr Themengebiet so präsentieren, dass es sich auch einem breiteren Leserkreis erschließt, aber trotzdem nicht an Tiefe verliert.«
Rolf Messerschmidt, in: Neue Politische Literatur, 51/2006

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