»Ein Heer im grünen Rock«?

Der Mitteldeutsche Aufstand 1921, die preußische Schutzpolizei und die Frage der inneren Sicherheit in der Weimarer Republik

2000. 1 Bildtafel, 2 Karten; 434 S.
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99,90 €
ISBN 978-3-428-09898-9
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Beschreibung

Mit der Errichtung der ersten Republik auf deutschem Boden war auch der Versuch verbunden, den Bereich innere Sicherheit, bis zum Ersten Weltkrieg eine Domäne des Militärs, zivilen Kräften zu übertragen. Auf diesem für den Bestand der Weimarer Republik entscheidenden Gebiet kam Preußen eine Vorreiterrolle zu. Aber war die preußische Polizei wirklich das geeignete Instrument, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen?

Der Mitteldeutsche Aufstand, der im Frühjahr 1921 im Mansfelder Land ausbrach, nährte Zweifel an der vorherrschenden optimistischen Sichtweise. Allzu hoch war der Blutzoll, allzu verdächtig waren die Begleitumstände vieler Todesfälle. Tatsächlich traten im Verlauf der zweiwöchigen Unruhen deutlich wie nie zuvor oder danach zwei extrem unterschiedliche Auffassungen von den Aufgaben der Polizei in Erscheinung. Prägte zu Beginn des Aufruhrs das Bemühen um eine Deeskalation das Bild, so präsentierte sich die preußische Schutzpolizei nach der Ausweitung der Kämpfe ausschließlich als kampfstarke Militärtruppe. Das ist auch deshalb merkwürdig, da den staatlichen Sicherheitskräften nicht - wie in der bisherigen Forschung angenommen - die Kommunistische Partei, sondern eine reichlich diffuse Bewegung gegenüberstand, an deren Spitze sich entschlossene, aber unabhängige Führer gestellt hatten.

Christian Knatz untersucht auf breiter Quellenbasis die Umstände, die zum Ausbruch des Mitteldeutschen Aufstands geführt haben, und arbeitet an dessen Verlauf die gegensätzlichen Vorstellungen von Polizeiarbeit in der Weimarer Republik heraus. Mit welcher Unterstützung Reformer und Militaristen gerade in der öffentlichen Debatte rechnen konnten, wird ebenso aufgezeigt wie die Auswirkungen des Aufstands und der Diskussion darüber bis zum Untergang der Republik und darüber hinaus. Der Autor leistet einen Beitrag zur Beantwortung der Frage, warum das erste demokratische Experiment in Deutschland schon nach kurzer Zeit scheiterte.

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: Einleitung - Teil I: Putsch oder Provokation? Die Vorgeschichte des Mitteldeutschen Aufstands: Die Ausgangslage - Der Einsatz staatlicher Machtmittel - Keine "klare Antwort". Die deutschen Kommunisten vor dem Mitteldeutschen Aufstand - Teil II: Der Mitteldeutsche Aufstand im Frühjahr 1921: Ausbruch und Verlauf der Unruhen bis zum 25. März 1921 - Ausnahmezustand und zentraler Planungsstab. Der Wendepunkt des Polizeieinsatzes - Die Niederschlagung des Mitteldeutschen Aufstands bis zum 1. April 1921 - "Auf der Flucht erschossen". Übergriffe durch Polizisten und ihre Aufarbeitung - Ergebnisse, Einschätzung und Folgewirkungen des Mitteldeutschen Aufstands - Teil III: "Eine Art Konkurrenz". Der Mitteldeutsche Aufstand und der Streit um die Konzeption der inneren Sicherheit: Parteien und Interessengruppen - Schutzpolizei und Provinzialbehörden - Die Regierungen - Exkurs: Im Brennpunkt der Kritik. Der "Sonderweg" der sächsischen Polizei - Teil IV: Die Auswirkungen des Mitteldeutschen Aufstands auf das deutsche Polizeiwesen bis 1933: Personalpolitische Weichenstellungen - "Vornehmstes Bildungsmittel für den Ernstfall": Der Mitteldeutsche Aufstand und die Schaffung einer "Polizeiverwendungslehre" - Zusammenfassung und Ausblick - Quellen- und Literaturverzeichnis - Anhang - Personen-, Orts- und Sachregister

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