Totalitäres Herrschaftssystem

Normativer Charakter - Definition - Konstante und variable Essenzialien - Instrumentarium

2001. 169 S.
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Beschreibung

Siegfried Mampel, Autor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen, insbesondere zum Staatsrecht der DDR, erweitert seinen Ansatz anhand neuer Erkenntnisse aus der NS- und der SED-Diktatur zu einer verfeinerten Konzeption des totalitären Herrschaftssystems.

Ausgangspunkt ist die politische Macht und ihre doppelte Fähigkeit, ihren Willen in Entscheidungen münden zu lassen und diese durchzusetzen. Als totalitär versteht Mampel den Typ eines Herrschaftssystems, in dem die Macht als Monopol ungehemmt, unkontrolliert und auf Dauer zentral angelegt unter Berufung auf eine Ausschließlichkeit beanspruchende Heilslehre auf den Staatsapparat und bis in das Denken der Mitglieder der Gesellschaft hinein ausgeübt wird.

Für die Durchsetzung ihres Willens bedienen sich die Mächtigen eines spezifischen Instrumentariums. Dazu gehören eine Partei besonderen Typs, ein Terrorsystem, die ideologische Indoktrination (eine wichtige Rolle spielt hier das Medienmonopol) sowie die Planung und Lenkung der Wirtschaft. Ein weiteres Mittel ist die umfangreiche Kontrolle jeglicher Regung in der Gesellschaft. Gegebenenfalls wird das selbst gesetzte Recht gebrochen. Die Anwendung dieser konstanten Mittel sieht der Autor insoweit als variabel an, als sie zum Teil in wechselseitiger Abhängigkeit unterschiedlich eingesetzt werden können. So hat sich am Beispiel der DDR gezeigt, daß, wenn es opportun erscheint, der Terror abgemildert und die ideologische Indoktrination verstärkt wird.

Schon die Klassiker der Totalitarismuskonzeption hatten erkannt, daß die Durchsetzungsfähigkeit jedes Herrschaftssystems durch »Inseln der Absonderung« in der Gesellschaft begrenzt ist. Mampel folgert daraus, daß es für die Wirkung eines konkreten totalitären Herrschaftssystems auf die Stärke seiner Durchsetzungsfähigkeit ankommt. Ihre Abschwächung führt zum Ende eines totalitären Herrschaftssystems.

Indem Mampel zwischen konstanten und variablen Elementen der Essenzialien eines Herrschaftssystems unterscheidet, können sowohl dem Wandel in einer Diktatur als auch den Unterschieden zwischen verschiedenen (NS-Diktatur, SED-Diktatur) Rechnung getragen werden. Trotz dieser Unterscheidung bleiben die Gemeinsamkeiten der beiden totalitären Herrschaftssysteme außer Frage.

Inhaltsübersicht

Einleitung

I. Das totalitäre Herrschaftssystem als Objekt wissenschaftlicher Forschung

Der Sinngehalt des Begriffs – Das totalitäre Herrschaftssystem als eigener Typ – Der normative Charakter des totalitären Herrschaftssystems – Zur Unterscheidung zwischen Herrschaftssystem und Gesellschaft – Die Beziehungen zwischen Herrschern und Beherrschten – Zur Wertgebundenheit von Herrschaftssystemen – Zu den Forschungsmethoden

II. Definition statt Beschreibung

Die Wesenszüge des Totalitarismus – Die Definition des totalitären Herrschaftssystems

III. Die Unterschiede zwischen totalitären Herrschaftssystemen und der Wandel in einem totalitären Herrschaftssystem

Keine Gleichstellung totalitärer Herrschaftssysteme – Die Unterscheidung von konstanten und variablen Elementen – Periodisierung der SED-Herrschaft

IV. Die politische Macht

Das Monopol der politischen Macht – Die Attribute des Machtmonopols – Exkurs: Der Begriff der Diktatur

V. Ausschließlichkeit beanspruchende Heilslehre

Begriff und Inhalt – Stellenwert für die Unterscheidung zwischen totalitärem und autoritärem Herrschaftssystem – Dreifache Bedeutung der Heilslehre für das totalitäre Herrschaftssystem

VI. Die spezifischen Instrumente der totalitären Machthaber

Das Syndrom der spezifischen Instrumente – Die Partei – Das Terrorsystem – Die ideologische Indoktrination – Zentral geplante und gelenkte Wirtschaft

Schlußbemerkung

Literaturverzeichnis

Sachverzeichnis

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