Soziologie der Intrige

Der geheime Streit in der Triade, empirisch untersucht an drei historischen Fällen

1997. 289 S.
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ISBN 978-3-428-08956-7
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ISBN 978-3-428-48956-5
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Beschreibung

Intrigen sind schwer zu fassen. Zwar hat fast jeder eine gewisse Vorstellung davon, was Intrigen sind, und weiß, daß sie etwas mit kalkuliertem Lug und Trug oder absichtlicher Schädigung von Konkurrenten zu tun haben. Brauchbare Informationen über Intrigen fließen indes nur spärlich, weil kaum einer, der intrigiert, uns freiwillig über seine Taktiken und Strategien aufklären dürfte. Erhalten wir aber Kenntnis über intrigante Machenschaften, so meist durch solche Menschen, die andere gern für ihr persönliches Mißgeschick verantwortlich machen. Das hat die eigentümliche Konsequenz, daß sich das, was wir für eine Intrige halten könnten, bei näherem Zusehen oft als paranoide Konstruktion herausstellt und wir dort, wo vielleicht wirklich etwas Wissenswertes zu erfahren wäre, nur auf Schweigen stoßen.

Der Autor unternimmt es, die Intrige begrifflich einzufangen und ihr auch empirisch auf die Schliche zu kommen. Im Anschluß an Georg Simmels Formenlehre und Max Webers Herrschaftssoziologie konstruiert er Intrigen und Intrigenkontexte idealtypisch. Die herausgearbeiteten Typenkriterien dienen der minutiösen Analyse dreier historischer Beispiele, die der Periode der nationalsozialistischen Machtergreifung 1932/33, der nationalsozialistischen Machtkonsolidierung 1934 und der nationalsozialistischen Machtexpansion 1938 entnommen sind: die Intrigen gegen Kanzler Schleicher, SA-Stabschef Röhm und die Generäle Blomberg und Fritsch. Abschließend bilanziert der Autor die Ergebnisse der idealtypischen und empirischen Analysen zur Intrige und verwertet diese überzeugend zur gedanklichen Konstruktion der Ablaufgesetzlichkeiten von Intrigen, der Intrigensequenz.

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: I. Einleitung - II. Idealtypische Konstruktion der Verhaltensstruktur Intrige: Der geheime Streit in der Triade: Lexikalische und literaturwissenschaftliche Bestimmungen der Intrige - Konstruktionsrelevante Gesichtspunkte des Idealtypus Intrige - Simmels Soziologie und die idealtypische Konstruktion der Intrige als der geheime Streit in der Triade - III. Idealtypische Konstruktion der Intrigenkontexte: Einleitung - Struktureigentümlichkeiten von Intrigenkontexten - Exkurs: Intrigen und Herrschaftskontexte - Intrigen und Herrschaftskontexte: Zusammenfassung - IV. Drei Intrigen im Kontext des Nationalsozialismus: Machtergreifung 1932/33, Machtkonsolidierung 1934 und Machtexpansion 1938: Vorbemerkung - Die Intrige im Kontext der Machtergreifung 1932/33: Papen und Hitler durch Hindenburg gegen Schleicher - Die Intrige im Kontext der Machtkonsolidierung 1934: Heydrich, Himmler, Reichenau und Göring gegen Röhm durch Hitler und die Wehrmachtsführung - Die mißlungenen Intrigen im Kontext der Machtexpansion 1937/38: Die Intriganz der Sittenaffären um Blomberg und Fritsch - V. Die Intrigensequenz: Zusammenfassung und Schluß: Die Verhaltensstruktur »Intrige« - Der Intrigenkontext - Die Intrigensequenz - Literaturverzeichnis - Sachwortregister

Pressestimmen

»Daß die Soziologie Georg Simmels bislang eher idiosynkratisch als systematisch rezipiert wurde, ist wiederholt beklagt worden. Nach Jörg Bergmanns Arbeit über den Klatsch als ›Kommunikationsform diskreter Indiskretion‹ liegt mit der bei M. Rainer Lepsius entstandenen Dissertation von Richard Utz ein weiterer Versuch vor, Simmel theoretisch zu würdigen und aus dem Feuilleton zu lösen. Dieser Versuch ist durchweg gelungen und verdient in seiner exemplarischen Integration von Herrschaftsanalyse und interaktionistischer Mikroperspektive besondere Beachtung. Der Autor entfaltet in idealtypisierender Absicht einige disparate, aber systematisch zusammenhängende Bausteine der Simmelschen Soziologie, die Geheimnisbildung, den Streit und die quantitative Bestimmtheit der Gruppe, übersetzt die 'Wechselwirkungsform Intrige‹, die er in Ergänzung zu Simmels ›tertius gaudens‹ und des ›divide et impera‹ stimmig einführt, in einen mit den Autoren Norbert Elias und Max Weber konsistent aufgespannten herrschaftssoziologischen Kontext. [...] das große Verdienst von Utz liegt zweifellos darin, gezeigt zu haben, daß Simmel als Konstellationsanalytiker (Nedelmann) zu erschließen ist.« Tilman Allert, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2/1999

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