Zur gesellschaftlichen Selbstverständigung über »Verbrechen« vom 17. bis zum 21. Jahrhundert
Beschreibung
Seit sich in der Frühen Neuzeit Naturrecht und positives Recht gegeneinander profilieren, sich die Unterscheidung von ›Recht‹ und ›Unrecht‹ autonomisiert und diese zugleich ihr moralisierendes Gegenstück hervorbringt, konkurrieren Strafrecht und Moral (später auch Medizin) um die Deutungshoheit über Verbrechen und Verbrecher und versuchen, die je eigene Geltungssphäre zu behaupten oder zu erweitern. Gesellschaftliche Selbstverständigung über Kriminalität verhandelt somit spätestens seit der Aufklärung immer auch die konfliktreichen Beziehungen von Recht und Moral. Die Beiträge des Sammelbandes beleuchten exemplarische mediale Konstellationen dieser Beziehungsgeschichte sowie ihre rechtsphilosophischen und wissenschaftsgeschichtlichen Kontexte anhand literarischer und audiovisueller Narrative (Fallgeschichten, Kriminalliteratur, TV-Gerichtsshows, CSI-Serien u.a.), in denen sich die gegenläufigen Tendenzen zur Moralisierung des Rechts und zur Verrechtlichung der Moral manifestieren.
Inhaltsübersicht
Hans-Edwin Friedrich / Claus-Michael Ort
Vorwort
Joachim Linder / Claus-Michael Ort
Recht und Moral. Mediale Konstellationen der gesellschaftlichen Selbstverständigung über ›Verbrechen‹ vom 17. bis zum 21. Jahrhundert
Reinhard Merkel
Willensfreiheit und strafrechtliche Schuld
I. Die Ausdifferenzierung von Recht und Moral in der Frühen Neuzeit
Michael Titzmann
Die Ausdifferenzierung des Normensystems in Früher Neuzeit und Aufklärung: ›Moral‹ vs. ›Recht‹
Hania Siebenpfeiffer
Affekt und Amoral – Der ›Fall‹ der Marquise de Brinvilliers 1676 – 1734 – 1792
Holger Dainat
Relationes Curiosae oder Merkwürdige Seltsamkeiten. Frühe Kriminalgeschichten aus Hamburg
Thomas Weitin
Die Sichtbarkeit der Folter. Zur Fallgeschichte Nickel List und seine Gesellen
II. Zur Konkurrenz von Recht und Moral
John A. McCarthy
›Freie Rechtslehrer‹ und Rechtsreformziele in der Vernetzung von Moral und Rechtswidrigkeit
Michael Niehaus
Zum Verhältnis von Recht und Moral bei der Zuschreibung von Zurechnungsfähigkeit in historischer Perspektive
Alexander Košenina
Rechtliche und moralische Paradoxa oder Dilemmata. Kleists Sonderbarer Rechtsfall, Klingemanns Selbstgefühl und Schirachs Volksfest
Christian Bachhiesl
Über die Verwandlung von Werten in Wissen. Wahrheitsstreben und Wertungen in der Kriminalwissenschaft um 1900
III. Die Autonomisierung des Literatursystems und die Konkurrenz von rechtlicher, moralischer und medizinischer Verbrechensdeutung
Joachim Linder
Mobilisierung und Diabolisierung der Zeichen. Zu Heinrich von Kleists Erzählung Michael Kohlhaas
Katharina Prinz / Simone Winko
Wertungen und Wertmaßstäbe in literarischen Texten. Analyse von Recht und Moral in E.T.A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi
Johanna Bergann
Gewaltsame Befriedung. Johann Peter Hebels Der Friedensstifter als Vermittler zwischen Recht und Literatur
Sebastian Bernhardt
Recht vs. Moral am Beispiel der Thematisierung von Sterbehilfe in literarischen Texten um 1900
Ulrike Zeuch
Die Aktualität des Falls »Moosbrugger«
IV. Verbrechen als Medium: Das Genre Kriminalroman
Carsten Würmann
»Mehr Lebensnähe im Krimi«. Die Indienstnahme eines populären Genres im Nationalsozialismus
Nele Hoffmann
Kriminalliteratur als Genre der kulturellen Selbstbeschreibung. Am Beispiel einiger neuerer deutscher Kriminalromane
Todd Herzog
Nazi Noir: Deutsche Detektive und deutsche Verbrecher im englischsprachigen Kriminalroman
V. Audiovisuelle Formate: Verbrechen, Detektion und Justiz als Erfolgsmedien
Greta Olson
Recht und Moral in TV-Gerichtsshows mit vorsitzenden Richterinnen: Judge Judy und Richterin Barbara Salesch
Katrin Bliemeister / Christian Wickert
Moralvorstellungen im Fernsehkrimi am Beispiel von CSI: Crime Scene Investigation
Stefan Höltgen
Vom Denkmonster zur Killer-Applikation. Der Computer als Mörder und Mordwaffe im Film
Verzeichnis der Beiträgerinnen und Beiträger
Personenverzeichnis
Pressestimmen
»Die vielfältigen Beiträge bieten einen reiche Quelle von Anregungen zu möglichen Annäherungen an die komplexe Fragestellung des Verhältnisses von Recht und Moral. Sie sind gewiss nicht nur aus literaturwissenschaftlicher und soziologischer Sicht, sondern auch aus der Perspektive des Juristen eine wertvolle Bereicherung.« Prof. Dr. Hannes Schütz, in: Archiv für Kriminologie, Band 237, Heft 3 & 4/2016
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