Paris - eine neue Heimat?

Jüdische Emigranten aus Deutschland 1933-1939

2000. Abb.; 423 S.
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39,90 €
ISBN 978-3-428-10187-0
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Beschreibung

"Wirtschaftsemigranten" hat man sie oft genannt: Juden, die Deutschland verließen, weil sie ihren Beruf in Deutschland nicht mehr ausüben konnten oder sich bedroht fühlten. Bereits 1933 emigrierten sie zahlreicher als die bekannteren Emigrantengruppen: Schriftsteller, Künstler und politische Aktivisten. In Paris lebten bald 10 000 Flüchtlinge aus Deutschland. Während die politischen Exilanten auf gepackten Koffern saßen, hofften die jüdischen Emigranten in Frankreich eine neue Heimat zu finden.

Die Autorin zeichnet ein genaues Bild dieser beinahe unbekannten Emigration: Wer waren diese Emigranten? Woher kamen sie? Warum emigrierten sie so früh und ausgerechnet nach Frankreich? In Paris mußten sie sich beruflich völlig neu orientieren. Während Tausende scheiterten und Frankreich bald wieder verlassen mußten, gelang es überraschend vielen, sich ein neues Leben aufzubauen. Schwieriger gestaltete sich die soziale Integration: Die Juden aus Deutschland trafen sich in eigenen Vereinen, hielten eigene Gottesdienste ab. Bald fragten sie sich, ob sie primär Deutsche, potentielle Franzosen oder Juden sein wollten.

Der Krieg unterbrach die beginnende Eingewöhnung: Alle deutschen und österreichischen Staatsbürger wurden als feindliche Ausländer interniert. Dennoch gelang es einem Teil der Emigranten, nach der Niederlage noch zu fliehen; andere überlebten mit Hilfe von Franzosen, während einige Tausend deportiert wurden.

Die Autorin füllt mit dieser Arbeit eine Forschungslücke. Das Tagebuch des Juristen und Journalisten Ernst Feder begleitet den Leser mit seinen Erfahrungen und Eindrücken durch das Buch.

"Frau Franke ist es gelungen, ein faszinierendes Panorama der gesamten politischen und unpolitischen Emigration nach Frankreich zu schaffen. Motive der Auswanderung, Schwierigkeiten der Eingewöhnung, Schikane und Ausgrenzung, Selbstzweifel und Selbsthaß, all dies und vieles mehr werden auf eine Weise faßlich, daß der Leser in eine äußerst produktive Nachdenklichkeit versetzt wird." Prof. Dr. Gerd Krumeich

Über die Autorin: Julia Franke, geboren 1969 in München, studierte Neuere und Neueste Geschiche, Germanistik, Politik und Anglistik in Freiburg und Paris (Université de Paris I, Panthéon-Sorbonne). 1999 wurde sie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit einer Arbeit promoviert, die die Grundlage für das vorliegende Buch bildete. Julia Franke lebt in München.

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: A. Einleitung: "[...] tant d'années presque heureuses": Ein Beispiel - Erna und Ernst Feder - B. Sozialstruktur der jüdischen Emigration im Pariser Raum: Deutschland: Herkunft und Emigrationsentschluß - Statistik der jüdischen Emigration in Frankreich - Wohnverhältnisse - C. Existenzerhaltung: Erna und Ernst Feder - Beschäftigung und Einkommen - Ausgewählte Berufsgruppen - Exkurs: "On ne colonise pas la France": Landwirtschaftliche Siedlungspläne und Hindernisse - D. Sozialbeziehungen und Gruppierungen in der Pariser Emigration: Ernst und Erna Feder - Beziehungen untereinander: eine Ghettogemeinde? - Eine Gruppe für sich? Ostjuden aus Deutschland - Verhältnis zwischen politischen Exilanten und passivpolitischen Flüchtlingen - E. Einstellungen und Identität der jüdischen Emigranten: Erna und Ernst Feder - Liebe und Haß: Das Verhältnis zu Deutschland - Verhältnis zu Frankreich: Die Hoffnung auf Einbürgerung - "Noch nicht einmal alle Juden sind Juden": Das Verhältnis zum Judentum - Integration-Heimat-Identität - F. Das Ende der Atempause: Die Lage 1938-1939: "Alles rennet, rettet, flüchtet" - Der Krieg ist da - Überlebt! Ausblick auf die Zeit nach Kriegsende - Epilog: Erna und Ernst Feder - Schlußbetrachtung - Anhang - Quellen-und Literaturverzeichnis - Quellenangaben zu den Abbildungen - Personen- und Sachwortregister

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