Nationaler Protestantismus und Ökumenische Bewegung

Kirchliches Handeln im Kalten Krieg (1945-1990). Mit einer Nachschrift von Horst-Klaus Hofmann

1999. Tab., Abb.; VI, 1074 S.
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79,90 €
ISBN 978-3-428-10032-3
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Beschreibung

Die Zeit zwischen 1945 und 1989 ist bestimmt durch verschiedene Phasen des "Kalten Krieges". Der Ost-West-Konflikt nahm Einfluß auf alle gesellschaftlichen Subkulturen, auch auf die Kirchen. Andererseits bemühten sich die christlichen Kirchen in dem genannten Zeitraum um eine stärkere Einigung der Christenheit über die nationalen Grenzen und den "Eisernen Vorhang" hinweg. Die beiden einflußreichsten internationalen Kirchenorganisationen waren der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf (ÖRK) und die Prager Christliche Friedenskonferenz (CFK). Der ÖRK wäre ohne das ökumenische und finanzielle Engagement des liberalen National Council of the Churches of Christ in Amerika (NCC) und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nicht denkbar gewesen. Die Prager Christliche Friedenskonferenz wurde von der Sowjetunion und weiteren Ostblockstaaten finanziell unterstützt und ideologisch beeinflußt.

Das Buch beschreibt den allmählichen Wandel der Kräfteverhältnisse in der ökumenischen Bewegung. Während die USA aufgrund ihrer wirtschaftlichen und ethischen Überlegenheit dem ÖRK in den 50er Jahren politisch näher standen (z. B. im Korea-Krieg), konnte in den 60er Jahren die UdSSR mit Hilfe der Russisch-Orthodoxen Kirche und der Christlichen Friedenskonferenz das Blatt nach und nach zu ihren Gunsten wenden. Dazu trugen maßgeblich auch die Kirchen in der Dritten Welt bei, die in der westlichen Vormacht das imperialistische Unterdrückungssystem par Excellence sahen und den westlichen Werten einer demokratischen Gesellschaft vor dem Hintergrund von Hunger, rassischer und sozialer Benachteiligung durchaus keinen höheren Stellenwert zubilligten als den "realsozialistischen" Staaten des Ostblocks. Der Vorwurf an die USA und andere westliche Industriestaaten ging dahin, daß sie ihre hehren Ideale nicht einlösten, sondern die ärmeren Völker ausbeuteten. Es gelang den Vereinigten Staaten immer weniger, ihren Lebensstil als genuin christlich und in diesem Sinne vorbildlich herauszustellen. Mit dem Vietnam-Krieg verloren die USA vollends ihren ethischen Führungsanspruch. Umgekehrt näherten sich die ökumenischen Strömungen auf nationaler und internationaler Ebene immer mehr den ökonomischen und menschenrechtlichen Forderungen der "realsozialistischen" Staaten an. Teile der westlichen Kirchen bildeten so eine Art innere Widerstandsfront gegen den westlich-"kapitalistischen" Lebensstil in ihrem eigenen Land. Diese innen- wie außenpolitische Dynamik bildete im Raum der nationalen Kirchenräte wie der ökumenischen Organisationen einen Brennpunkt der Auseinandersetzungen. Im Zusammenhang mit dem sogenannten "Antirassismusprogramm" des Ökumenischen Rates der Kirchen prallten auch "konservative" und "progressive" Kräfte innerhalb der einzelnen Kirchen aufeinander; die Konflikte drohten in Kirchenspaltungen zu enden und führten, besonders in den USA, zu dramatischen Mitgliederverlusten in den liberalen "Mainline"-Kirchen. Nicht der Afghanistan-Krieg, sondern erst der ökonomische und politische Zusammenbruch des Ostblocks führte zu einer Entzauberung des "Communistic Gospel" und leitete eine schwere Krise des Ökumenischen Rates der Kirchen ein, die 1998 bei der ÖRK-Vollversammlung in Harare ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: A. Boyens, Ökumenischer Rat der Kirchen und Evangelische Kirche in Deutschland zwischen West und Ost: Einleitung - Aufbau der Gemeinschaft - Verteidigung der Gemeinschaft - Erweiterung der Gemeinschaft - Die Gemeinschaft im Test - Risse in der Gemeinschaft? - Eine zerstrittene Gemeinschaft? - Konziliare Gemeinschaft? - Bilanz der Gemeinschaft - G. Besier, Protestantismus, Kommunismus und Ökumene in den Vereinigten Staaten von Amerika: Einführung - Die liberal-protestantische Council-Bewegung in den USA, das "Communistic Gospel" und der evangelikale Widerspruch (1945-1960) - "The Death of Youth". Aufbruchshoffnung und "Credibility Gap" (1961-1964) - Das Organ "Religion in Communist-Dominated Areas" (1961-1971) - Amerikas Kampf gegen die Rassendiskriminierung (1950-1970) - Moralische Niederlage der USA im Ost-West-Konflikt; Der NCC als "Ambassador for Christ" (1964-1974) - New Christian Right und Moral Majority - Rückgang des politischen Einflusses der Mainline-Kirchen (1975-1989) - Resümee - G. Lindemann, "Sauerteig im Kreis der gesamtchristlichen Ökumene": Das Verhältnis zwischen der Christlichen Friedenskonferenz und dem Ökumenischen Rat der Kirchen: Die Gründungsphase der Christlichen Friedenskonferenz - Die CFK als Nebenorganisation zu Genf in Fragen der politischen Ethik (1961-1967) - "Krise" und Säuberung der CFK (1968-1970) - Konsolidierung und Einflußerweiterung in den siebziger Jahren - Atomares Wettrüsten und "Perestroika" (1979-1990) - Resümee - Nachschrift: H.-K. Hofmann, Jenseits von Afrika. Ein Zeitdokument: Einleitung - Der ÖRK auf dem Weg nach Harare - Die 8. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Harare - Der Weltkirchenrat und die ökumenische Bewegung nach Harare - Appendix - Abkürzungsverzeichnis - Quellen- und Literaturverzeichnis: Archivalische Quellen - Aufsätze und Monographien - Personenregister

Pressestimmen

»Fazit: Dieses Buch sollte in keinem Pfarrhaus fehlen.« James Merino, in: pro – christliches Medienmagazin, 1/2000

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