Beschreibung
Das Verhältnis von Literatur und Moral wird neuerdings mit posthumanistischen Konzepten von Ethik und Ästhetik diskutiert. Dieser Band setzt bei der inflationären Verwendung des Begriffs der Ethik an und konfrontiert die verbreiteten romanistischen Ansätze mit einer komparatistischen Fragestellung, die den Vorstellungen einzelner literarischer Traditionen ihre Eigenständigkeit belässt. An die Stelle der Ausrichtung deutscher Philosophen oder Literaturwissenschaftler am spanischen oder französischen 17. Jahrhundert tritt so eine Perspektivierung, die den Besonderheiten in Deutschland und England oder Amerika ebenso gerecht zu werden sucht wie der Hinterfragung von Moralistik unter dem Eindruck der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts. 30 Spezialisten für romanische, deutsche, englische bzw. amerikanische, ungarische und slawische Literaturen interpretieren eine Vielzahl von Autoren von Montaigne bis Canetti und beziehen dabei die verschiedensten literarischen Gattungen ein, um das breite Spektrum moralistischen Schreibens herauszuarbeiten und so der Forschung neue Impulse zu verleihen.
Inhaltsübersicht
Dorothea Scholl
Einleitung: Literatur zwischen Ethik und Ästhetik in der Tradition der europäischen Moralistik
Louis Van Delft
Morale / Ethique
Werner Theobald
Camus und das Problem der Werte
Francis Goyet
Abito et magnanimità dans le Courtisan de Castiglione: l'incivilité de la vertu
Jean Balsamo
L'invention d'un moraliste: Montaigne
Josiane Rieu
Les résonances ignatiennes de la »pure indifférence« chez Montaigne
Sylvia Brockstieger
Spielarten moralistischer Prosa im 16. Jahrhundert – Die Rezeption Antonio de Guevaras in München und Straßburg
Rainer Zaiser
Intertextualität und moralistische Reflexion im epischen Diskurs: Tassos Replik auf Dantes Gesang des Odysseus in der Gerusalemme liberata
Cornelia Rémi
Moralistische Lektürepotentiale in der deutschsprachigen Literatur der frühen Neuzeit
Rüdiger Ahrens
Die Anfänge der Moralistik in England: Francis Bacon und die Folgen
Jüri Talvet
Can Philosophy Do Without Morals? Creative Humanism in the European Renaissance and the Spanish Baroque
Oskar Roth
Die Einschätzung kollektiver Urteilsinstanzen (le monde – la cour) in der frühen französischen Moralistik
Bernhard Teuber
Sor Juana Inés de la Cruz als Moralistin. Eigenliebe und Genuss zwischen Anthropologie und Theologie
Christoph Strosetzki
Gracián als Skeptiker
Friedrich Vollhardt
Naturrecht und Moralistik im 17. und 18. Jahrhundert
Patrick Müller
Shaftesbury: Moralist oder Moralphilosoph?
Gábor Tüskés
Moralistik und Erzählkunst im Exil. Kelemen Mikes: Briefe aus der Türkei
Lutz-Henning Pietsch
Die anthropologische Charakteristik der Spätaufklärung und die moralistische Tradition: Johann Georg Zimmermann – Johann Kämpf – Johann Caspar Lavater
Jörg Robert
Eine Analytik der Selbstliebe – Schiller und die Moralistik
Stefan Keppler-Tasaki
»keine Sentenzen weiter!« Goethe und die französische Moralistik
Stefanie Lethbridge
»Masters of common life« – Moralistik im Tatler und Spectator
Ralph Häfner
Die Klugheit der Adler im Prozeß der Zivilisation: Friedrich Schlegel und Nicolas Chamfort
Volker Kapp
Chateaubriand als Aphoristiker und Moralist. Ein intertextueller Bezug auf Montaigne im Selbstporträt der Mémoires d'Outre-Tombe (XXX, 11) und dessen Bedeutung für die Sicht von Chateaubriand als Memorialisten
Jörg Thomas Richter
Moralistik in frührepublikanischen Erziehungsschriften
Kurt Müller
Moralistik im Dienst einer utilitaristischen Ethik: Benjamin Franklins Autobiography
Clemens Spahr
Der aphoristische Stil des amerikanischen Transzendentalismus
Cornelia Wild
Jenseits von Gut und Böse. Baudelaire und die Moralistik
Urs Heftrich
Böse Götter: Zur Theologie der Bosheit bei Osip Mandel'štam, Vladimír Holan und Zbigniew Herbert
Joseph Jurt
Georges Bernanos: Welche zentralen Werte?
Stefan Knödler
Die Sprache des verlorenen Postens – Ernst Jüngers Rivarol
Markus Fauser
Elias Canettis Der Ohrenzeuge – Wiederkehr der Moralistik?
Dorothea Scholl
Moralistik und Komik
Pressestimmen
»Dieses Buch bringt Unruhe in die mehr oder weniger disziplinierten Seminarräume und eröffnet einen immensen Denkraum.« René Sternke, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift, Bd. 62, 1/2012
Bücher aus denselben Fachgebieten
Kontakt
-
+49 30 / 79 00 06 - 0
-
Bestellinformation
-
Versandkostenfrei innerhalb Deutschlands.
-
Für Kunden aus EU-Ländern verstehen sich unsere Preise inklusive der gesetzlichen Mehrwertsteuer und – außer bei digitalen Publikationen – zuzüglich Versandkosten. Für Kunden aus Nicht-EU-Ländern verstehen sich unsere Preise als mehrwertsteuerfrei und – außer bei digitalen Publikationen – zuzüglich Versandkosten.
-
-
Newsletter