Deutsche und französische Rechtsintellektuelle 1933–1940
Beschreibung
Deutsche und französische Rechtsintellektuelle einte nach 1933 – bei allen Unterschieden – die Kritik an der Demokratie Frankreichs. Denker der intellektuellen Kollaboration sind zwischen eigenen autoritären Ansätzen und der Vorbereitung der Niederlage von 1940 im Sinne der Nationalsozialisten anzusiedeln.
Sebastian Liebold analysiert das deutsche Frankreichbild von Friedrich Sieburg, Karl Epting und Johannes Stoye und beleuchtet anhand von ausgewählten Schlüsselwerken die Rolle des Bürgers, die Zivilisationsidee und geopolitische Fragen der späten Dritten Republik. Mit Büchern von André Germain, Alphonse de Châteaubriant und Bertrand de Jouvenel zeichnet er das französische Deutschlandbild nach, das den – vermeintlichen – Willen zur Verständigung, das Führerprinzip und die Rolle der Jugend betonte.
Der Vergleich zeigt: Für die Deutschen erschien die (nur) autoritär wahrgenommene Diktatur als Chiffre von »Modernität«, für die Franzosen als erwünschte »Restauration« vorrevolutionärer Ordnungsideen. Als Wegbereiter der politischen Kollaboration von Vichy hießen die Autoren ein autoritär beherrschtes Europa gut, dessen geistiger Grund 1945 zusammenbrach. Sieburg und Jouvenel blieben viel gelesen – und umstritten. Erinnerungskultur bedeutet hier: Wachsamkeit.
Inhaltsübersicht
1. Einleitung
Gegenstand und Problemstellung – Methode – Aufbau – Forschungsstand
2. Bezugsrahmen: Intellektuelle Kollaboration
Einfluss von Intellektuellen auf die Gesellschaft – Im Zeitalter der Diktaturen – Begriff der intellektuellen Kollaboration
3. Deutsches Frankreichbild
Das gesellschaftliche Umfeld – Friedrich Sieburg: Das kulturalistische Bild vom citoyen – Karl Epting: Das ambivalente Bild der civilisation – Johannes Stoye: Das geopolitische Bild der nation – Einordnung des deutschen Frankreichbildes
4. Französisches Deutschlandbild
Das gesellschaftliche Umfeld – André Germain: Das Trugbild vom Frieden – Alphonse de Châteaubriant: Die Inszenierung des Führertums – Bertrand de Jouvenel: Ein europäischer Platz für das Dritte Reich – Einordnung des französischen Deutschlandbildes
5. Vergleich
Unterschiedliche Herangehensweisen – Auf der Suche nach der politischen Kultur des Nachbarn – Bedeutung der Werke für das Selbstbild – Deutschland als nicht unerwartetes Vorbild – Wegbereiter einer doppelten Niederlage
6. Schlussbetrachtung
Systemkonfrontation im Spiegel – Offene Fragen – Ausblick: Das neue Bild vom Nachbarn nach 1945
7. Quellen- und Literaturverzeichnis
Personen- und Sachwortverzeichnis
Pressestimmen
»Tatsächlich bringt die Studie viel Neues, und gerade die in den Kapiteln 3 und 4 vorgenommene sehr detaillierte und quellennahe Rekonstruktion des deutschen Frankreichbildes und des französischen Deutschlandbildes der untersuchten Autoren darf als sehr ertragreich angesehen werden. Insgesamt liefert Liebold einen wichtigen Beitrag zur modernen politischen Ideengeschichte, sodann zur Geschichte der europäischen Rechtsintellektuellen der Zwischenkriegszeit und vor allem – ältere Studien zu den deutsch-französischen katholischen und linken Intellektuellen ergänzend – zur immer noch faszinierenden Geschichte der geistig-kulturellen Begegnung zweier Nachbarvölker, die letztlich doch enger miteinander verwandt waren und sind, als es Franzosen und Deutsche unter dem Eindruck vielfältiger ideologischer und propagandistischer Verzerrungen in jener – heute glücklicherweise überwundenen – Konfliktära zwischen 1871 und 1945 wahrhaben wollten.« Hans-Christof Kraus, in: Totalitarismus und Demokratie, 11. Jg., 2/2014
»Liebolds Studie bietet ingesamt nicht nur eine vergleichende Analyse des Denkens der genannten Intellektuellen, sondern auch einen spannenden (und gleichwohl bedrückenden) Einblick in die politische Diskussion der 1930er-Jahre.« Dr. Kristian Klinck, in: Portal für Politikwissenschaft, online 04.10.2012
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