Johannes Hinderbach (1418–1486)

Eine »Selbst«-Biographie

2008. 1 Abb.;463 S.
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ISBN 978-3-428-13022-1
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ISBN 978-3-428-53022-9
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124,90 €
ISBN 978-3-428-83022-0
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Preis für Bibliotheken: 183,00 € [?]

Beschreibung

Johannes Hinderbach (1418 - 1486), Bischof von Trient, hat die Texte seiner umfangreichen Bibliothek mit Tausenden von Randglossen versehen. Sie bieten in Inhalt und Form Gelegenheit, seinen geistigen und emotionalen Horizont weitgehend zu rekonstruieren: das Rechtsstudium in Wien und Padua, die Karriere als Sekretär und Diplomat am Hof Kaiser Friedrichs III., schließlich die Erhebung zum Reichsfürsten an der Nahtstelle zwischen germanischem und romanischem Kulturkreis. Die Randbemerkungen erhellen die Endphase des Basler Konzils, die Neuordnung des Verhältnisses von Reich und Kirche, das Kreuzzugsprojekt seines Kollegen aus der kaiserlichen Kanzlei Enea Silvio, Papst Pius II., nach der Eroberung von Konstantinopel 1453. Sie geben auch intime Auskunft über den Bruch in Hinderbachs Biographie: sein rabiates Vorgehen gegen die jüdische Gemeinde in Trient (1475), Kehrseite einer verheerenden Sehnsucht nach Erlösung als Versuch, einen Kinder-Kult um das "Opfer", den kleinen Simon, zu etablieren. Diese letzte Erfüllung blieb ihm versagt - Hinderbachs Marginalien liefern uns Bausteine für seine Gefühls- und Gedankenwelt, sein Erinnerungsvermögen, sein Räsonieren über Gegenwart und Vergangenheit, Männer und Frauen, Türken und Juden, Sünde und Sühne, Schuld und Einsamkeit: eine echte "Selbst"-Biographie.

"... an important and intriguing study." John Van Engen, in: Renaissance Quarterly 59 (2006)

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: Quellen des Selbst - Erster Teil: I. Anfänge: 1. An den Universitäten Wien und Padua: Studiengang - Hinderbach als Student - Der Musterscholar - 2. Theorie und Politik im akademischen Milieu: Konzil, Kaiser und Universität - Zur Konzilsproblematik - Das Konzil in der "Lectura" Antonio Rosellis von 1444 - Das "monarchische" Denken - "Imperialis celsitudo": Begeisterung und Hingabe - II. Am Hof Kaiser Friedrichs III.: 1. Der Berufsdiplomat: Karrierebeginn - Italien als Aktionsfeld - Innerhabsburgische Auseinandersetzungen - Am päpstlichen Hof - Der Bürgeraufstand in Wien 1462 - Hinderbach als "gelehrter Rat" - Freundschaften und Ämterpatronage - 2. Der Kleriker: Im Benefizialsystem - Kaiser, "natio Germanica" und Papst im Konflikt: Die Wahl zum Bischof von Trient - Zur "Germania" Enea Silvios: Kommentar ohne Illusion - "Ignobilis doctus" - Zweiter Teil: I. Stimmen der Bücher, Flüstern des Gedächtnisses: 1. Die Bibliothek: Hinderbachs Textaneignung - Der "hermeneutische Dialog" - Das exegetische Verfahren - Orte der "memoria" und des Selbst - 2. Das Ich als "beschriebenes Blatt": Die Kalendare - Die fiktive Bischofsgenealogie - Der vorweggenommene Nekrolog - II. Seele und Seelenheil: 1. Der Bischof und seine Vorbilder: "Specula episcoporum" im Spätmittelalter - Ideal und Konvention - 2. Das unglückliche Bewußtsein: Sünde und Angst - Vermittler zwischen Himmel und Erde - Frömmigkeit zum Anfassen - Mittel und Wege der Heilsgewinnung - 3. Eifer und Riten: Das Privatgebet - Der liturgische Gestus - 4. Furcht und Wut: "Weib" / Weiblichkeit - Der Türke - Die Juden - Schluß - Literatur - Verzeichnis der Archivalien, Manuskripte und Inkunabeln - Personen- und Ortsregister

Pressestimmen

»Diese beeindruckende Arbeit ist über die Person des bedeutenden Humanistenbischofs hinaus insofern von großer Bedeutung, als sie exemplarisch den Werdegang, die wissenschaftliche, politische und geistliche Lebenswelt wie auch die bewegenden Motive dieses Exponenten der Reichskirche zwischen den großen Reformkonzilien seines Jahrhunderts und dem Auseinanderbrechen der abendländischen Kircheneinheit schildert. Die ursprünglich italienisch verfasste Arbeit ist vorzüglich übersetzt und unterstreicht damit die Verortung Hinderbachs im Reich.« Erwin Gatz, in: Römische Quartalsschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Bd. 104, 1–2/2009

»Aufgrund seiner inhaltlichen Erkenntnisse wie seines methodischen Vorgehens verdient dieses Werk besondere Aufmerksamkeit.« Malte Prietzel, in: Sehepunkte, 10/2010, Nr. 6

»[Die] gründliche Untersuchung [...] entwirft das Bild einer historischen Gestalt, die sowohl klar profiliert und zugleich sehr vielschichtig in die Strömungen des 15. Jh. eingewoben ist. Kann man mehr von einer modernen Biographie erwarten?« Achim Thomas Hack, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken, 90/2010

»Aufgrund vieler Tausender seiner Glossen und Notizen – gleichsam von seiner eigenen Hand geführt – ist es Daniela Rando gelungen, eine quasi Selbstbiographie Johannes Hinderbachs zu schreiben, die komplexe Persönlichkeit und das Denken des Juristen und des Geistlichen mit großer Umsicht und Behutsamkeit aus den Quellen hervortreten zu lassen: Eine bewundernswerte Leistung und ein faszinierendes Buch!« Kurt Andermann, in: Zeitschrift für Historische Forschung, 4/2011

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