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Exempla

Studien zur Bedeutung und Funktion exemplarischen Erzählens

1995. 520 S.
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ISBN 978-3-428-08416-6
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ISBN 978-3-428-48416-4
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Preis für Bibliotheken: 150,00 € [?]

Beschreibung

Die Tradition des Exemplums, des Erzählens in Beispielen, war bereits in der Antike als Argumentationstechnik in der Gerichtsrede verbreitet; später war sie als Mittel mahnender moralischer Belehrung Ausdruck einer metaphysisch garantierten Ordnung der Wirklichkeit. Im Gegensatz zu Studien, die sich mit den antiken oder mittelalterlichen Traditionsausbildungen befassen, geht der vorliegende Sammelband jedoch nicht davon aus, daß das Erzählen in Exempeln mit dem Aufkommen des Skeptizismus und mit der Relativierung eindeutiger Normsetzungen in der Neuzeit seine Bedeutung verlor. Mit dem Verlust persuasiver Funktionen und der Thematisierung der Fragwürdigkeit des Versuchs, die Wirklichkeit im Exemplum auf »einen« verbindlichen Sinn zu reduzieren, übernahm das literarische Exemplum neue Funktionen, die seinen traditionellen Merkmalsbestimmungen völlig zu widersprechen schienen. Es ist aber gerade der Übergang des Exemplums von einem Diskurs der Eindeutigkeit zu einem Diskurs der Unbestimmtheit, der seine Einbindung in immer neue Funktionszusammenhänge bis in die Gegenwart und somit auch die Weiterführung der Tradition exemplarischen Erzählens ermöglichte. Wenn das Exemplum etwa in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem Textelement wird, das den ihn umfassenden Text nicht mehr deutend erschließt, sondern vielmehr das Problem der Deutbarkeit von Texten im Prozeß des Erzählens gestaltet, so gewinnt es gerade dadurch seine Bedeutung als Ausdruck eines spezifisch modernen Wirklichkeitsverständnisses.

Inhaltsübersicht

B. Engler / K. Müller, Einleitung - A. Wolf, »Interpretatio christiana« der Schöpfung als Exemplum für Wolframs Erzählweise - W. Erzgräber, Die antiken Episoden in Chaucers frühen erzählerischen Werken - W. G. Müller, Theorie und Praxis des Exemplums in der Renaissance: Erasmus und Shakespeare - V. Kapp, Exempelerzählung und Anstandslehre bei Guazzo: Zur Bedeutung der Exempla nach Boccaccio - C. Strosetzki, Exemplarität in Cervantes' »Novelas ejemplares« - K. Weiss, »No Example Like This«: Das Exemplum in Edward Taylors »Christographia« - T. Stauder, Exemplarität in Marivauxs »Télémaque travesti« - A. M. Rusam, Exemplarität und Individualität: Rousseau und Alfieri als Leser Plutarchs - G. Niggl, Erzählspiegel in Goethes »Werther« - H.-J. Lang, Joel Barlows »Dissertation on the Genius and Institutions of Manco Capac« als historisches Exemplum - J. Zimmermann, Exemplarisches Erzählen in Washington Irvings »Rip Van Winkle« - K. Lubbers, Konterkarierende Visionen in amerikanischen Kurzgeschichten - S. Dietrich, »Tracing the Lineage«: Strategien der Exemplifizierung in Margaret Fullers »The Great Lawsuit« - U. Baumann, »Brotherhood in Error«: William Shakespeares »Coriolanus« als Exemplum in Charlotte Brontës »Shirley« - U. Broich, Dashiell Hammetts »The Maltese Falcon« und die »Flitcraft story« - K. Müller, »The Education of a Teacher«: Zu den Funktionen eingelagerten Erzählens in Ernest Hemingways »For Whom the Bell Tolls« - A. Barth, Exempla im englischen Theater des 20. Jahrhunderts: Proteisches Medium der Belehrung und Ideologiekritik - R. Ahrens, Invertierte Welten bei William Shakespeare und Tom Stoppard: Das Beispiel »Hamlet« - P. Goetsch, Ein Leben in Geschichten und Zitaten: Max Frischs »Stiller« und die amerikanische Literatur - K. Schlüter, Zeichen und Wunder: Eine postmoderne Beispielgeschichte in Anthony Burgess' »Earthly Powers« - B. Engler, »Disparate Stories«: Zur Funktion der eingelagerten Kurzerzählungen in Maxine Hong Kingstons »China Men« - J. Person, Minimalistische Exempla: Tobias Wolffs »Leviathan« und Raymond Carvers »What We Talk About When We Talk About Love«

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