Das Ende des Alten Reiches und die Entstehung des Nationalitätenproblems im östlichen Mitteleuropa
Beschreibung
Das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im August 1806 bildete den Auftakt für mannigfaltige Entwicklungen, die zeitgleich aus der Entstehung und Formierung des Nationalitätenproblems in Ostmitteleuropa resultierten. Das Alte Reich war bekanntlich eine überstaatliche europäische Ordnungsmacht gewesen und mit dem Wegfall dieser transnationalen Klammer sowie der damit eng verbundenen nationalitätenpolitischen Polarisierung gewann während des 19. Jahrhunderts jener Prozeß ethnischer Differenzierung an Fahrt, der nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in der Gründung neuer Nationalstaaten kulminierte. Allerdings waren diese neuen Staaten beileibe keine einheitlichen Nationalstaaten. Vielmehr destabilisierten teils erhebliche Minderheitenprobleme und zahlreiche ungelöste ethnische Konflikte den ostmitteleuropäischen Raum während der Zwischenkriegszeit nachhaltig. Hitlers »Volkstumspolitik«, imperiale Begehrlichkeiten des Nationalsozialismus und des Bolschewismus sowie die aus alledem resultierende Vertreibung eines Großteils der Deutschen aus dieser Region bildeten den Schlußakkord des seit 1806 laufenden Prozesses ethnischer Zersplitterung, der im Rahmen von zwölf Beiträgen in seinem gesamten zeitlichen Ablauf in den Blick genommen wird.
Inhaltsübersicht
Albrecht Buttolo
Geleitwort
I. Einführende Bemerkungen
Frank-Lothar Kroll
Europas verlorene Mitte
II. Nationalitätenpolitik, übernationale Reichsbildungen und Nationalstaatsbewegungen im 19. Jahrhundert (1806–1918)
Helmut Neuhaus
Das Ende des Heiligen Römischen Reiches und Kursachsens im Jahr 1806
Matthias Stickler
Staatsorganisation und Nationalitätenfrage in der Habsburgermonarchie 1804–1918
Miloš Havelka
Mitteleuropäische Alternativen zum Nationalstaat im 19. Jahrhundert
Miloš Řezník
Nationsbildungsprozesse und ihre Voraussetzungen in Mitteleuropa
III. Nationalitätenprobleme, Minderheitenfragen und Volksgruppenpolitik in Ostmitteleuropa während der Zwischenkriegszeit (1919–1939)
Ralph Schattkowsky
Die europäische Minderheitenfrage nach dem Ersten Weltkrieg und der deutsch-polnische Minderheitenstreit
Jiri Georgiev
Böhmischer Adel und nationale Frage nach 1918
IV. Nationalsozialistische Expansionspolitik, Vertreibung der Deutschen und sowjetische Vorherrschaft in Ostmitteleuropa (1939/45–1989/90)
Hendrik Thoß
Ausgrenzung – Vertreibung – Vernichtung. Judenverfolgung im Nationalsozialismus bis zur Kriegswende 1941/1942
Alexander Brakel
»Völkische Flurbereinigung«. Die Politik der Rückführung deutscher Minderheiten aus Osteuropa im Dritten Reich
Manfred Kittel
Die Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa am Ende des Zweiten Weltkriegs
Ingo Eser
Wider das Prinzip ethnischer Homogenität. Der Verbleib deutscher Minderheiten in Ostmitteleuropa nach dem Ende von Vertreibung und Zwangsaussiedlung
Michael Parak
Eine neue Heimat finden? Zur Situation von Flüchtlingen und Vertriebenen in der DDR in den 1950er und 1960er Jahren
Die Autoren des Bandes
Pressestimmen
»Zur historischen Aufarbeitung und präziseren wissenschaftlichen Analyse dieser für die Geschichte vor allem des 20. Jahrhunderts zentralen Problematik leistet der anregende und informative Sammelband einen wichtigen Beitrag.« Prof. Dr. Hans-Christof Kraus, in: Historische Zeitschrift, Bd. 296, 2/2013
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