Beschreibung
Grenzüberschreitende staatliche Entführungen sind ein stets aktuelles und relativ weit verbreitetes Phänomen, das in der Völkerrechtswissenschaft kontrovers diskutiert wird.
Der Autor arbeitet im ersten Teil dieser Untersuchung Tatbestand, völkerrechtliche Unrechtsausschließungsgründe und Rechtsfolgen der völkerrechtswidrigen Entführung anhand der neueren, insbesondere von den USA geprägten Praxis heraus und nimmt dabei auch Stellung zur Rolle internationaler Organisationen bei der grenzüberschreitenden Festnahme von mutmaßlichen Straftätern. Von besonderer Bedeutung in der Praxis ist regelmäßig der Einfluß einer völkerrechtswidrigen Entführung auf ein nachfolgendes Strafverfahren gegen den Entführten. Streitig ist insbesondere, ob das Völkergewohnheitsrecht ein Verfahrenshindernis fordert. Zum Nachweis der hierfür notwendigen Staatenpraxis und Rechtsüberzeugung untersucht Stephan Wilske im zweiten Teil einschlägige Rechtsprechung und Äußerungen der Exekutive und Legislative von Entführer- und Opferstaaten und kommt zu dem Ergebnis, daß das Völkergewohnheitsrecht sich - beschleunigt durch die fast einhellige Kritik an der Entscheidung des U. S. Supreme Courts in der Sache U. S. v. Alvarez-Machain (1992) - gewandelt hat. Ein Strafverfahrenshindernis aus Völkergewohnheitsrecht ist nunmehr immer dann anzunehmen, wenn der verletzte Staat protestiert hat oder wenn die Entführung von schweren Menschenrechtsverletzungen begleitet war.
Inhaltsübersicht
Inhaltsübersicht: Einleitung - 1. Teil: Die völkerrechtswidrige Entführung: A. Der Tatbestand der völkerrechtswidrigen Entführung: Einseitiges Handeln - Zurechnung der Entführung zu einem Völkerrechtssubjekt - Art der hoheitlichen Tätigkeit des Entführerstaates - Schuld - Verletzte Rechtsgüter - B. Völkerrechtliche Unrechtsausschließungsgründe: Verwirklichung des Einwandes der Verletzung der Gebietshoheit - Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen - Rechtmäßige Gewaltanwendung außerhalb von Artikel 51 - Beschluß des Sicherheitsrats nach Kapitel VII - C. Rechtsfolgen der völkerrechtswidrigen Entführung: Wiedergutmachung gegenüber dem verletzten Staat - Wiedergutmachung gegenüber dem Entführungsopfer - 2. Teil: Der Einfluß der völkerrechtswidrigen Entführung auf das nachfolgende Strafverfahren: A. Erfordernisse für ein Strafverfahrenshindernis aus Völkergewohnheitsrecht: Allgemeine Übung - Rechtsüberzeugung - Nachweis von Völkergewohnheitsrecht - B. Untersuchung von Staatenpraxis und Rechtsüberzeugung: Internationale Organe - Praxis einzelner Staaten - C. Auswertung der Staatenpraxis und Ergebnis - Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse - Anlagen, Fallverzeichnis - Literaturverzeichnis - Personen- und Sachwortverzeichnis
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