Eine Untersuchung zu den normativen Grenzen chirurgischer Eingriffe bei fehlender medizinischer Indikation
Beschreibung
Das Phänomen der Wunschmedizin, einer ärztlichen Behandlung ohne direkten gesundheitlichen Nutzen, ist weit verbreitet. Die Arbeit setzt sich am Beispiel der Schönheitschirurgie mit der strafrechtlichen Bewertung und deliktsystematischen Bedeutung der medizinischen Indikation, insbesondere deren behaupteten Auswirkungen auf die Grenzen der Einwilligung, auseinander. Auf der Grundlage eines verfassungsrechtlich fundierten Rechtsgutskonzepts und eines legitimierbaren Paternalismus werden die strafbewehrten Voraussetzungen der Einwilligung des Patienten auf ihre Legitimation überprüft. Im Spannungsfeld zwischen Handlungsfreiheit des Patienten, ärztlichem Standesrecht und staatlichen Schutzpflichten werden weiter der Zusammenhang von Indikationsmangel und ärztlicher Aufklärung anhand des Ansatzes von behavioral law and economics betrachtet sowie aktuelle Gesetzesinitiativen zum Verbot von Schönheitsoperationen bei Minderjährigen kritisch untersucht.
Ausgezeichnet mit dem Fakultätspreis 2014 der Juristischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Inhaltsübersicht
A. Einleitung
Kontext der Thematik – Gegenstand und Gang der Untersuchung
B. Grundlagen
Begriffsklärungen, Abgrenzungen und rechtstatsächlicher Hintergrund – Grundlagen aus der Ethik – Verfassungsrechtliche Grundlagen der Einwilligung – Rechtsgut der Körperverletzungsdelikte – Der Schutz des Einzelnen vor sich selbst: moral- bzw. rechtsphilosophische Paternalismusdebatte und Rechtspaternalismus
C. Schönheitsoperationen als Problematik des Kernstrafrechts – Körperverletzung mit Einwilligung
(Eigenmächtige) ärztliche Behandlung – Medizinisch nicht indizierte Behandlungen, insbesondere Schönheitsoperationen – Grundlagen der Einwilligung – Mutmaßliche Einwilligung und nicht indizierte ärztliche Eingriffe – Hypothetische Einwilligung und nicht indizierte ärztliche Eingriffe – Exkurs: Rechtliche Bewertung der Schönheitsoperation außerhalb des Strafrechts
D. Die Funktion der medizinischen Indikation in der strafrechtlichen Deliktssystematik
Die medizinische Indikation als selbständige Zurechnungskategorie? (Auffassungen in der Literatur) – Die medizinische Indikation als unselbständige Zurechnungskategorie
E. Diskussion unterbreiteter Vorschläge zur nicht indizierten Schönheitsoperation de lege ferenda
Schönheitsoperation und ärztliche Aufklärung – insbesondere behavioral law and economics und das Paternalismusproblem – Schönheitsoperation und Einwilligung Minderjähriger bzw. stellvertretende Einwilligung
F. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse
Anhang: Rechtsprechung
Literaturverzeichnis
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