Der preussische Konservatismus im Kampf gegen Einheit und Freiheit
2001. 213 S.
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ISBN 978-3-428-10453-6
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ISBN 978-3-428-50453-4
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Beschreibung

Gemäß der herkömmlichen Betrachtungsweise wird Konservativismus als Gegenströmung zur okzidentalen Modernisierung dargestellt. Bei dieser Definition bleibt jedoch der Unterschied zwischen politischer Bewegung und Partei ebenso unklar wie die Abgrenzung vom Liberalismus. Der Autor entwickelt in der vorliegenden Studie eine präzisere Konservativismusdefinition.

Konservativismus und Liberalismus waren kontinentaleuropäische Verfassungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. Sie entstanden dort, wo sich die absteigende Stände- und die aufsteigende Staatsbürgergesellschaft ungefähr die Waage hielten. Die konservative und die liberale Bewegung formierten sich um das staatliche Machtzentrum von Monarchie, Bürokratie und Militär und fochten für gegensätzliche Gesellschaftsmodelle. Beide Bewegungen wurden mit dem nationalen Verfassungsstaat zu politischen Parteien.

Bernhard Ruetz verdeutlicht den Übergang von der Bewegung zur Partei am Beispiel des preußischen Konservativismus von 1815 bis 1876. Die Konservativen verteidigten die christlich legitimierte Ständegesellschaft gegen die von den Liberalen erstrebte säkularisierte Staatsbürgergesellschaft. Gekämpft wurde um die beiden zentralen Verfassungsfragen von nationaler Einheit und bürgerlicher Freiheit. Die Allianz zwischen Ministerialbürokratie und Liberalismus siegte und beseitigte mit der Reichsverfassung von 1871 die letzten ständischen Institutionen und Rechte. Der Konservativismus verschwand aus der Geschichte und konstituierte sich neu als konservative Partei der bürgerlichen Gesellschaft.

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: Erster Teil: Theorie und Definition des Konservativismus: Motive und Ziele - Geschichte als Bewegung: Norbert Elias und Lorenz von Stein - Entstehung, Inhalt und Funktion des Konservativismus - Zweiter Teil: Der preussische Konservativismus im Kampf gegen Einheit und Freiheit: Die Formierung des preussischen Konservativismus - Der preussische Konservativismus und die nationale Frage - Der preussische Konservativismus und die Verfassungsfrage - Dritter Teil: Von der Bewegung zur Partei - Quellen- und Literaturverzeichnis - Sachwortverzeichnis

Pressestimmen

»Nach dem Sieg des liberalen Modells in der Reichsverfassung von 1871 hat es einen Konservatismus im alten Sinne nicht mehr gegeben, ja nicht mehr geben können, sondern nur eine konservative Partei im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft. Mit solch bündigem Résumé widerfährt freilich dem Detailreichtum des Buches, das für eine grundgelehrte Abhandlung erfreulich lesbar geschrieben ist, nicht annähernd Gerechtigkeit; eines Buches, das den geduldigen Leser etwa mit einer subtilen Analyse jener Richtung des preußischen Konservatismus belohnt, der – in der Romantik wurzelnd – bei Joseph Maria von Radowitz und Friedrich Julius Stahl das nationale Prinzip als das staats- und rechtsbildende vertrat.«
Hans-Albrecht Koch, in: Neue Zürcher Zeitung, 16.11.2001

»Ruetz legt hier ein gut dokumentiertes, sorgfältig geschriebenes und gescheites Buch von ca. 200 Seiten vor, das in Teil 1 und dem sehr kurzen Teil 3 besonders für den Historiker der Ideen, im Kernteil für den Spezialisten der preußischen Geschichte interessant ist.«
Dr. Gerd Habermann, in: Schweizer Monatshefte, 12-1/2001-2002

»Wer sich mit der Geschichte des deutschen Konservatismus beschäftigt, stellt relativ schnell fest, daß diese, anders als etwa die Sozialismus- oder Liberalismus-Forschung, wissenschaftlich bisher nur unzureichend erschlossen ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, daß dem Konservatismus immer noch der Geruch der rückwärtsgewandten, gegen die gesellschaftliche Modernisierung gerichteten Abwehrideologie anhaftet. Derartig vereinfachende Sichtweisen sind nicht die Sache von Bernhard Ruetz. Seine nunmehr im Druck erschienene Züricher Dissertation entwickelt vielmehr, ausgehend von Grundgedanken der wichtigen, 1986 erschienenen, ideengeschichtlichen Studie von Panajotis Kondylis (›Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang‹), dessen Thesen aber souverän erweiternd, am preußischen Beispiel zwischen 1815 und 1876 eine präzisere Konservatismusdefinition, die diesen nicht auf eine sich im 19. Jahrhundert auflösende Adelsideologie reduziert. Ruetz gelingt dies, indem er, anknüpfend an Überlegungen Lothar Galls zum Liberalismus als politischer Verfassungsbewegung und Dieter Heins zu Bewegung und Partei als moderne Typen politischer Willensbildung (HZ 263, 1996, 69-97), den preußischen Konservatismus als Teil einer kontinentaleuropäischen Verfassungsbewegung beschreibt: […].«
Matthias Stickler, in: Historische Zeitschrift, 275/2002

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