Die Verbindlichkeit spätmittelalterlicher Diplomatie und ihre Grenzen
Beschreibung
Obwohl Verträge regelmäßig gebrochen wurden, schlossen mittelalterliche Herrscher doch immer wieder neue Abkommen. Wie versuchten sie deren Verbindlichkeit zu sichern? An welche medialen und kulturellen Grenzen stießen sie dabei? Der Band diskutiert diese Fragen in transkulturell-vergleichender Perspektive. War die Verbindlichkeit von Verträgen in interkulturellen Konstellationen in besonderem Maße beeinträchtigt? Oder lassen sich kulturübergreifende Ähnlichkeiten des Umgangs mit Vertragsbrüchen beobachten?
Um dies herauszufinden, untersuchen die Beiträge zum einen, wie der »Bruch des Vertrags« in der politischen Kommunikation genutzt wurde. Zum anderen fragen sie, welche Rolle der Vertragsbruch bei neuen Verhandlungen spielte: Welche Vertragsverletzungen wurden vorausgesehen? Welche Vorkehrungen traf man dagegen? Am Beispiel der spätmittelalterlichen Diplomatie eröffnet der Band damit zugleich auch wichtige Perspektiven für die Erforschung vormoderner Zukunftshorizonte.
Inhaltsübersicht
Georg Jostkleigrewe
Vom Umgang mit Verträgen. Probleme diplomatischer Verbindlichkeit und ihrer Erforschung
Idealtypische Diplomatie? Vertragsschluß und Vertragsbruch zwischen spätmittelalterlichen
europäischen Souveränen
Gesa Wilangowski
Perfekter Pakt? Herausforderungen der Diplomatie zur Zeit Maximilians I.
Jean-Marie Moeglin
Pourquoi n'y a-t-il pas eu de paix finale pendant la guerre de Cent ans? À propos des traités de Brétigny-Calais (1360) et de Troyes (1420)
Stéphane Péquignot
Fragiles traités? L'exemple des relations diplomatiques des rois d'Aragon avec les rois de France et de Castille (XIIe siècle – début du XVe siècle)
Vertragsschluß und Vertragsbruch im Mittelmeerraum: Inter- und intrakulturelle Konstellationen
Malika Dekkiche
Making Peace Within the Islamic World. Islamic Tradition and the »Letter-Treaty« in Mamluk Diplomacy
David Crispin
Auch den Ungläubigen muss man Treue halten. Abkommen zwischen Lateinern und Muslimen im ersten Jahrhundert der Kreuzzüge
Martin Marko Vučetić
Das Abkommen zwischen Kaiser Manuēl I. Komnēnos und Sultan Kılıç Arslan II. (1161/1162). Mechanismen zur Absicherung von Verträgen und ihr Scheitern
Sebastian Kolditz
Fides Graecorum et Venetorum. Absicherung und Nichterfüllung vertraglicher Bestimmungen als Faktor in den venezianisch-griechischen Beziehungen des 13. bis 15. Jahrhunderts
Grenzüberschreitende Diplomatie und Vertragsbeziehungen innerhalb von Herrschaftsverbänden: Mittel- und nordeuropäische Konstellationen des Vertragsbruchs
Anja Thaller
Advocati ecclesiae – zwischen Schutz und Eigennutz. Oder: Warum die Grafen von Görz die Verträge mit der Aquileier Kirche brachen
Julia Burkhardt
Das zerstückelte Versprechen. Thronfolgeabkommen im jagiellonischen Polen um 1400
Sebastian Kubon
Der Vertrag von Sallinwerder (1398) und sein Bruch aus der Sicht des Deutschen Ordens – mit einem Quellenanhang
Gregor Rohmann
Die Vertragsbrecher sind immer die anderen. Der Waffenstillstand von Lindholm (1395) und seine Nachgeschichte im Kontext der zeitgenössischen Diplomatie
Ulla Kypta
Konkurrenzverbot und Kontorsverlegungen, oder: Wie das institutionelle Setting den Vertragsbruch erklärt
Die Beiträgerinnen und Beiträger
Personen-, Orts-, Sach- und Quellenverzeichnisse (von Hendrik Scholten)
Pressestimmen
»Obwohl die einzelnen Vf. teils ganz unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund rücken und der Unterschied zwischen Vertragsverletzung und Vertragsbruch nicht durchgehend Beachtung findet, vermittelt der Sammelband ein umfassendes Bild von der Bedeutung des Vertragsbruchs, das zum ersten Mal die komplexe Dialektik von Vertragsbruch und Vertrags Schluss und die zeitspezifischen Geltungsansprüche vertraglicher Regelungen einfängt. Damit ist zugleich ein Grundlagenwerk zur spätma. Diplomatie entstanden.« Prof. Dr. Hermann Kamp, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd.75, 2/2019
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