Das politische Denken von Christian Thomasius

Staat, Gesellschaft, Bürger

2001. 404 S.
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99,90 €
ISBN 978-3-428-10260-0
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ISBN 978-3-428-50260-8
OPEN ACCESS

Beschreibung

Der Aufklärer Christian Thomasius (1655-1728) gilt bislang kaum als politischer Denker von ideengeschichtlicher Bedeutung, und die in der Literatur zwischen "absolutistisch" oder "liberal" schwankenden Urteile sind aufgrund ihrer Materiallage selten verallgemeinerungsfähig.

Dem Kernproblem eines fehlenden politiktheoretischen Hauptwerks stellt sich der Autor der vorliegenden Untersuchung mit einem systematischen Rekonstruktionsversuch seiner Staats- und Gesellschaftstheorie aus politikwissenschaftlicher Perspektive. Die abschließenden Charakterisierungen eines "rechtsstaatlichen Absolutismus" und eines "strukturkonservativen Sozialmodells mit emanzipatorischen, bürgerlich-individualistischen Potentialen" stehen für die paradigmatische Ambivalenz seines politischen Denkens im Umbruch zum 18. Jahrhundert. Zugleich deuten sie die von Thomasius' Gesamtwerk ausgehenden wesentlichen Impulse für die Entwicklung der modernen bürgerlichen Gesellschaft an, die nachdrücklich Beachtung verdienen.

Inhaltsübersicht

Inhaltsübersicht: Einleitung - I. Die zwei Ansätze des Thomasischen Naturrechts: Das Naturrecht der "Göttlichen Rechtsgelahrheit" - Das Naturrecht der "Grundlehren" - Zwischenfazit - II. Die theoretische Grundlegung des Staatswesens: Die kontraktualistische Begründung des säkularen Staates - Die rechtsstaatliche Begründung - Nachtrag: Die Kontinuität des rechtsstaatlichen Motivs - III. Handlungstheoretische Grundlagen der Politik: Zum Begriff der Politik - Gesetzgebung aus der Perspektive der allgemeinen Klugheit - Zum Thomasischen Verständnis von Politik - Die Grundformen politischer Ämter: Fürst und Lehrer - IV. Kirchenpolitik, Justizpolitik, Wirtschaftspolitik: Die Trennung von Kirche und Staat - Justizwesen und Justizreform - Wirtschaftspolitik und Ökonomie - V. Umrisse einer Gesellschaftstheorie in der ständischen Gesellschaft: die Lehre des Decorum: Das Decorum als soziohistorisches Phänomen und als systematisches Problem der Philosophia practica - Das Decorum als Produkt der Ständegesellschaft - Das Decorum politicum - Das natürliche Decorum - Zur gesellschaftspolitischen Bedeutung der Decorum-Konzepte - VI. Die Praxis des sozialen Umgangs: Gesellschaftsstruktur und Sozialverhalten: Umgangsformen für die ständische Gesellschaft - Die Beziehungen der Geschlechter und die gesellschaftliche Stellung der Frau - Eltern, Kinder, Erziehung: Umrisse eines aufgeklärten pädagogischen Konzepts - VII. Das Individuum im Staat: Der einzelne als Untertan - Persönlichkeitsbildung als Reformvoraussetzung: Die staats- und gesellschaftspolitischen Aufgaben der Universität - VIII. Bürger und Gesellschaft: Das Subjekt der Ethik: gesellschaftstheoretische Implikationen - Besitz und Arbeitsethik: Das bürgerliche Potential der Klugheitslehre - Das Subjekt des Privatrechts: Die Gesellschaft der Besitzindividualisten - IX. Schlußbetrachtung: Thomasius' ideengeschichtlicher Standort: Quellen- und Siglenverzeichnis von Christian Thomasius, Literatur und sonstige Quellen, Sachregister

Pressestimmen

»Kühnel gelingt es, die nicht leicht durchschaubaren Werkteile des Thomasius systematisch zu ordnen, ohne den Weg einer die Quellen übersteigenden ›rationalen Rekonstruktion‹ zu beschreiben oder ihnen ein politikwissenschaftliches Deutungsschema aufzuzwingen. Daß er dabei weit überwiegend nur das auf Deutsch publizierte Œuvre heranzieht, ist ein gewisses Defizit, aber es gibt keine Anhaltspunkte für eine Schiefheit des Gesamtergebnisses. Dessen Vorzüge liegen vielmehr in der Klarheit der Darstellung, in der breiten Heranziehung der Sekundärliteratur, vor allem aber in der vorsichtigen Interpretation auch der zahlreichen Spannungen und Widersprüche dieses impulsiven Juristen, politischen Denkers und Pädagogen. Kühnels Arbeit setzt damit die traditionsreiche hallesche Thomasius-Forschung (Fleischmann, Schubart-Fikentscher, Lieberwirth) umsichtig und innovativ fort.« Michael Stolleis, in: Historische Zeitschrift, 274/2002

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