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Das Interdikt in der europäischen Vormoderne
2021. 6 Abb. (davon 1 farbige); 552 S.
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ISBN 978-3-428-18221-3
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ISBN 978-3-428-58221-1
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Preis für Bibliotheken: 120,00 € [?]

Beschreibung

Das lokale Interdikt im Sinne eines temporären Entzugs von Seelsorge und Sakramenten in einem bestimmten Gebiet (Kirche, Stadt, Diözese, Herrschaftsterritorium), nahm neben der Exkommunikation eine zentrale Rolle im kirchlichen Sanktionsarsenal ein. Vom Hochmittelalter bis ins 17. Jahrhundert gehörte der durch das Interdikt hervorgerufene spirituelle Ausnahmezustand fest zum Erfahrungshorizont des vormodernen Europäers, insbesondere der Stadtbevölkerung. Das Interdikt ist aus der liturgischen und frömmigkeitspraktischen Lebenswelt Lateineuropas nicht wegzudenken. Zudem enthielt diese häufig angewandte Form der kirchlichen Strafpraxis stets ein besonderes Konfliktpotential. Ein Interdikt beschwor für jeden einzelnen Gläubigen einen unheilvollen Gewissens- und Loyalitätstest herauf, der erwünschte (Druck auf die Obrigkeit) und unerwünschte (Häresien, religiöser ›Eigensinn‹) Reaktionsszenarien provozierte. Der Band erschließt erstmals europäisch vergleichend das analytische Potenzial des Interdikts als spezifisch vormodernes Querschnittsphänomen, das gleichermaßen kirchen-, rechts- und sozialgeschichtliche Perspektiven eröffnet.

Inhaltsübersicht

Tobias Daniels, Christian Jaser und Thomas Woelki: Einleitung: Das Interdikt in der europäischen Vormoderne zwischen Kirchenrecht, sozialer Alltagspraxis und publizistischer Polemik

I. Das Interdikt als Forschungsproblem

Peter D. Clarke: The Interdict in Past and Current Historiography: Perspectives and Preoccupations

Johannes Helmrath: Das Interdikt im späteren Mittelalter

II. Das Interdikt als kanonistisches Problem

Kerstin Hitzbleck: Facta relaxatione interdicti, deridebant presbyteros celebrantes. Das Interdikt im Spätmittelalter als Katalysator individueller Gewissensentscheidungen

Romedio Schmitz-Esser: O quam horrificum? Der Diskurs um die Bestattung und das Interdikt vor Innozenz III.

Katharina Ulrike Mersch: Das Interdikt kritisieren und umgehen – legitime und illegitime Maßnahmen geistlicher Gemeinschaften vornehmlich im ausgehenden 12. Jahrhundert

Bernardo Pieri: ›Sacrilegious Was the Thief‹ or A Nonenforceable Interdict Because of an Arrest Inside a Church (Paolo da Castro in the Last of his Consilia)

Thomas Woelki: Cusanus und das Interdikt. Norm und Praxis

Giovanni Chiodi: L’interdetto al crocevia della modernità: il commento di Diego de Covarrubias al c. ›Alma mater‹

III. Städtische Interdikte zwischen Observanz und Widerstand

Frederik Keygnaert: The Urban Interdict in the Church Province of Reims (c. 1090 – c. 1140): Causes and Consequences

Christian Jaser: Unheiliges Köln? Interdikte über die Stadt Köln und ihre Bewältigung im Kontext erzbischöflich-städtischer Auseinandersetzungen (1250-1350)

Luca Demontis: Civitatem interdicto ecclesiastico subiacere. Raimondo della Torre e l’arma dell’interdetto (1266-1299)

Vicente Pons Alós: La ciudad bajo interdicto. Conflictos entre Iglesia y poder civil en la diócesis de Valencia (ss. XIV-XVI)

Uwe Israel: Altera Roma? Die Folgen von Exkommunikation und Interdikt im mittelalterlichen Venedig

IV. Das Interdikt als publizistischer Streitfall

Carlos de Ayala Martínez: El Interdictum ecclesiástico en los reinos de León y Castilla hasta el IV Concilio de Letrán

Martin Kaufhold: Der publizistische Kampf um das Interdikt gegen Ludwig den Bayern (1324-1347)

Tobias Daniels: Florenz und das Interdikt 1478-1480

Massimo Rospocher: Die Medialisierung des Interdikts

Jaska Kainulainen: Paolo Sarpo and the Interdict of Venice, 1606-1607

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