Transformation und Variationen frühneuzeitlicher Ehrkonflikte
Beschreibung
Am Beginn der Habilitationsschrift von Ulrike Ludwig steht die Frage: Was ist ein Duell? Die irritierende Antwort lautet: Ein Duell war im Alten Reich bis ins 18. Jahrhundert keineswegs jener verabredete, regelhafte und mit tödlichen Waffen ausgefochtene Ehrenzweikampf unter Männern der »besseren Gesellschaft«, der uns aus der Lektüre von Effi Briest oder den Mantel- und Degenfilmen der Kindheit vertraut ist. Als Duell wurde vielmehr ein recht unspezifisches Spektrum an gewaltsamen Auseinandersetzungen bezeichnet. Dieser Befund überrascht und führt zu neuen Fragen: Wieso tauchte der neue Begriff Duell im frühen 17. Jahrhundert im Deutschen überhaupt auf, wenn damit nichts Neues bezeichnet wurde? Welche Konflikttypen und -logiken sind in diesen frühneuzeitlichen »Duellen« auszumachen? Wer kämpfte da eigentlich mit wem und warum? Und wie bildete sich schließlich doch noch jener hochformalisierte Ehrenkampf heraus, als den wir das Duell heute begreifen? Die Antworten auf diese Fragen führen zu einer »neuen« Geschichte des Duells; sie zeigen, wie sich mit einem begriffsgeschichtlichen Zugriff die Sicht auf scheinbar Altbekanntes verändern kann.
Inhaltsübersicht
I. Ausgangspunkte
Was ist ein Duell? – Perspektiven und Anlage der Arbeit – Technische Bemerkungen zum Sample
II. Vor- und Mitläufer: Rahmungen für ein neues Phänomen
Vorläufer – Mitläufer – Repräsentationen von Ehre im Duell und andernorts
III. Das Duell im Alten Reich
Am Anfang war das Wort! – Rechtliche Etablierungsprozesse – Duelle zwischen Strafe und Gnade. Der Umgang mit Duellen als Ausdruck von Normenkonkurrenz
IV. Akteursgruppen
Vertraute Akteure: Adel und Militärs – Vermisste Bekannte: Zur geringen Bedeutung studentischer Duelle – Unerwartete Protagonisten: Handwerker und ihre Duelle
V. Konflikttypen und Konfliktlogiken
Die Kunst des Beleidigens – Von Stellvertreterkonflikten, Wettkampfspielen und Entgleisungen – Klagen vor Gericht als Strategie in Ehrkämpfen
VI. Die Historisierung eines Phänomens: Zur Erfindung der Geschichte des Duells
Von Teufeln, Barbaren und biblischen Helden – Neuordnungen
VII. Acht Thesen zum Duell im Alten Reich – eine Bilanz
VIII. Anhänge
Literaturverzeichnis
Personen-, Orts- und Sachregister
Pressestimmen
»Insgesamt hat Ludwig eine wichtige Studie über ein Phänomen vorgelegt, das zwar fast jedem/-r Forschenden bekannt ist, jedoch bisher nicht in dieser differenzierenden Form betrachtet worden war.[...] Daher liegt der Gewinn der Studie nicht allein in der sehr aufschlussreichen Betrachtung des Duells im Alten Reich, sondern sie offenbart zudem einen methodischen Ansatz, der scheinbar gängige und bekannte Begriffe und Konzepte zurechtrückt. Ihr ist daher eine breite, über das Gebiet der Frühneuzeitforschung hinausgehende Rezeption zu wünschen.« Dr. Benjamin van der Linde, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte, Band 36/2018
»›Das Duell im Alten Reich‹ dürfte für die einschlägige Forschung künftighin Referenzcharakter gewinnen und darüber hinaus auch weiteren Themenfeldern - etwa der Rechtsgeschichte oder der Adelsforschung - wertvolle neue Impulse vermitteln.« Dr. Florian Schönfuß, in: Francia recensio, 1/2018
»Ludwig gelingt es sehr gut zu zeigen, dass das Duell der Frühen Neuzeit nicht jener formalisierte Kampf war, wie er uns heute als Endpunkt einer Bild- und Erzähltradition bekannt ist und in Lexika und Handbücher Eingang gefunden hat. Vielmehr ist es als ein vielschichtiger Transformationsprozess anzusehen, in dem sich aus dem breiten und unübersichtlichen Feld der Ehrkonflikte, für die immer auch nicht wenige andere Lösungsmöglichkeiten bestanden und praktiziert wurden, das ›moderne‹ Duell heraus entwickelte.« Dr. Wolfgang Seidenspinner, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 2017
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