Praktiken statistischen (Nicht-)Wissens 1750–1850
Beschreibung
Der Band versammelt wissens- und wissenschaftshistorische Beiträge aus der Geschichts- und Literaturwissenschaft sowie der Soziologie, die Praktiken der Statistik im Hinblick auf unterschiedliche Weisen der Produktion von (Nicht-)Wissen analysieren. In der Zeit von 1750 bis 1850 orientiert sich die Rede über die Statistik zunehmend an einer Unterscheidung zwischen Operationen des Zählens und Rechnens einerseits und solchen des Beschreibens andererseits. Während Erstere zum Inbegriff einer bald dominant mathematischen Statistik werden, finden die Letzteren Aufnahme im Bereich der Literatur. Als die Zahlenlawine ins Rollen kommt, entsteht gleichzeitig eine Buchstabenflut von Landesbeschreibungen, Reisebildern, Sittengemälden und Sozialreportagen. Diese unterschiedlichen Empirie- und Wissensformen werden in ihrem spannungsreichen Wechselverhältnis betrachtet.
Inhaltsübersicht
Gunhild Berg, Borbála Zsuzsanna Török und Marcus Twellmann
Einleitung
Martin Gierl
Johann Christoph Gatterers »Ideal einer allgemeinen Weltstatistik«. Die praktische Aufklärung fortlaufender Geschichte und ihre Wissensarchitektur
Justus Nipperdey
Ehre durch Zahlen. Publizistische Rangstreitigkeiten und die Evidenz der Zahl im späten 18. Jahrhundert
Martin Knoll
Topographien von Fortschritt und Rückständigkeit. Joseph von Hazzis »Statistische Aufschlüsse über das Herzogtum Baiern – aus ächten Quellen geschöpft«
Lioba Keller-Drescher
Das Statistisch-topographische Bureau als Transaktionsraum ethnographischen Wissens
Mária Hidvégi und Borbála Zsuzsanna Török
Grundlage des modernen Regierens. Wissensaggregierung und Wissenslücken der ökonomischen statistischen Werke in Ungarn, 1770–1848
Gunhild Berg
Das Nichtwissen der Statistik. Nationalphysiognomik in der Literatur der Aufklärung, der Romantik und des Realismus
Marcus Twellmann
»Ja, die Tabellen!« Zur Heraufkunft der politischen Romantik im Gefolge numerisch informierter Bürokratie
Patrick Eiden-Offe
»Oppositionelle Statistik«. Von den unterschiedlichen politischen Gebrauchsweisen statistischen Wissens im Vormärz
Johannes Scheu
Wider den homme moyen. Zur Soziologie des Einzelfalls
Justin Stagl
Die Entstehung der Völker- und Volkskunde aus der Krise der Statistik, 1750–1850
Autorinnen und Autoren
Pressestimmen
»Wer sich alis für das numerische, aber auch nichtnumerische Wissen in der Sattelzeit interessiert, findet ein reichhaltiges, Disziplinen übergreifendes Deutungsangebot sowie viele empirische Fallstudien, die hier eine geeignete Klammer finden.« Alexander Denzler, in: Jahrbuch für Regionalgeschichte, Band 35 (2017)
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