Beschreibung
Im Fokus dieses Bandes der Schriftenreihe des Lehrstuhls Finanzierung und Banken an der Universität Potsdam liegt die Analyse der Rücklagepolitik der deutschen Bundesländer auf Grundlage einer im Jahr 2011 durchgeführten eigenen empirischen Erhebung, an der die 16 zuständigen Landesbehörden kooperativ teilnahmen. Dabei zeigt sich, dass die einzelnen Länder sehr unterschiedliche Strategien der Rücklagepolitik und Kapitalanlage verfolgen. Hintergrund der Untersuchung ist eine seit Jahrzehnten kritische Entwicklung der öffentlichen Pensionsverpflichtungen. Da die Versorgungsleistungen für Beamte in Deutschland traditionell aus laufenden Steuereinnahmen finanziert werden, sind enorme ungedeckte Verpflichtungen entstanden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, haben die Bundesländer in den 1990er Jahren damit begonnen, Sondervermögen für Versorgungszwecke zu bilden.
Die Entwicklung und Umsetzung einer tragfähigen Anlagestrategie stellt die Länder im Umfeld der Finanzkrise vor besonders schwierige Aufgaben. Ein hohes Maß an Sorgfalt und Sicherheit einerseits sowie angemessene Renditen für Kapitalmarktanlagen im Einklang mit den Finanzierungskosten sowie den Inflationserwartungen andererseits stellen Zielkonflikte dar. Aus ökonomischer Perspektive kann dabei die Praxis vieler Länder, sämtliche Anlagerisiken kategorisch auszuschließen, kaum erfolgreich sein.
Daher werden hier die Eignung verschiedener Anlagestrategien und die Eigenschaften prädestinierter Assetklassen für die Kapitalanlage der öffentlichen Hand untersucht. Ein kapitalmarkttheoretisch-fundiertes Zwei-Portfolio-Modell für eine diversifizierte Vermögensanlage der öffentlichen Hand dient als Grundlage, um mittels Backtesting verschiedene Musterportfolios zur Diskussion zu stellen. Auf Grundlage der historischen Ergebnisse werden die Anlageergebnisse für unterschiedliche Risikotoleranzen langfristig geschätzt.
Dies soll die Diskussion um die Anwendbarkeit neoklassischer Anlagestrategien sowie zu deren Alternativen beleben, um tragfähige Handlungsempfehlungen für nachhaltige Kapitalmarktanalagen der öffentlichen Hand anzuregen.
Inhaltsübersicht
1 Versorgungsaufgaben der Bundesländer – eine einleitende Bestandsaufnahme
Problematik und Ziel der Arbeit – Aufbau der Arbeit – Datengrundlage der Untersuchungen –Finanzsituation der Bundesländer – Versorgungsausgaben der Bundesländer – Beamtenversorgung in Deutschland
2 Anlagepraxis in den Bundesländern
Rücklagevermögen der Bundesländer – Organisation der Vermögensverwaltung – Ziele und Instrumente der Geldanlage – Asset-Allokation und erzielte Renditen – Bedeutung ausgewählter Anlagestrategien und -themen – Bewertung der Anlagepolitik der Länder – Zwischenfazit
3 Theoretische Fundierungen für das institutionelle Portfoliomanagement
Portfoliotheoretische Grundlagen – Asset-Liability-Management für Pensionsfonds – Portfoliomanagement als Entscheidungsprozess – Zwischenfazit
4 Strukturierte Anlageinstrumente für ein institutionelles Asset Management
Überblick – Offene Investmentfonds – Geschlossene Fonds – Exchange Traded Products (ETPs) – Zertifikate – Derivate
5 Identifikation möglicher Assetklassen und Anlagestrategien für öffentliche Pensionsfonds
Aktives versus passives Portfoliomanagement – Abgrenzungs- und Auswahlkriterien für Assetklassen – Strategien im Bondportfoliomanagement – Ausgewählte Aktienstrategien – Alternative Assetklassen –Zwischenfazit
6 Diversifizierte Anlagestrategien für öffentliche Versorgungsfonds
Konstruktion eines Zwei-Portfolio-Modells für die Kapitalanlage von öffentlichen Versorgungsrücklagen – Backtesting des Zwei-Portfolio-Modells – Entwicklung von Zukunftsszenarien
7 Abschließende Betrachtung der Umsetzungsvoraussetzungen einer kapitalgedeckten Beamtenversorgung
Reformen der Beamtenversorgung – Problematik verschuldeter Landeshaushalte – Versorgungsrücklagen im kameralen Haushaltswesen – Fazit und Ausblick
Anlagenverzeichnis
Literaturverzeichnis
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