7. Dezember 1820:

 
7.
Der König von Preußen Friedrich Wilhelm I. war ein sehr eifriger und strenger Gottesverehrer. Er hatte die Gewohnheit, besonders wenn er krank war und im Bette lag, sich von seinem Kammerdiener den Morgen- und Abendsegen vorlesen zu lassen.
Einst las der Kammerdiener auch den am Ende des Abendgebetes stehenden Segen mit, aber aus allzugroßer Höflichkeit änderte er solchen auf folgende Weise: der Herr segne Sie!
»Es heißt nicht so!« rief der König.
Der Kammerdiener, die die aufbrausende Hitze des Monarchen aus eigener Efahrung kannte, merkte wohl, daß er gefehlt haben möchte, aber in der Bestürzung, wußte er nicht, worin sein Fehler bestehe, er las also noch einmal: der Herr segne Sie!
»Hundsfott! So heißt es nicht!« schrie der König, indem er ihm die Nachtmütze an den Kopf warf; lies noch einmal.
Der arme Vorleser gerieth dadurch noch mehr in Verwirrung, bemühte sich vergeblich, seinen Irrthum einzusehen, und las noch einmal: der Herr segne Sie.
Jetzt kannte der Zorn des kranken Königs keine Grenzen mehr, und er schrie in einem Tone, der auch den Mutigsten erschüttert haben würde:
»Der Herr segne dich! heißt es, und nicht; der Herr segne Sie. Du Hundsfott, der nicht weiß, daß ich im Himmel so gut ein Hundsfott bin, wie Du!«

Sie wollen mehr Anekdoten von 1820 lesen? Dann ist dieser Reprint etwas für Sie!

... oder 2021 Tag für Tag über Anekdoten von vor 200 Jahren schmunzeln?

Warenkorb

Ihr Warenkorb ist leer.