Aufarbeitung von in Kolonialkriegen begangenem Unrecht

Anwendbarkeit und Anwendung internationaler Regeln des bewaffneten Konflikts und nationalen Militärrechts auf Geschehnisse in europäischen Kolonialgebieten in Afrika

2017. 405 S.
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ISBN 978-3-428-15011-3
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ISBN 978-3-428-55011-1
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ISBN 978-3-428-85011-2
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Beschreibung

Der Höhepunkt der europäischen Kolonisation Afrikas im 19. Jahrhundert fiel mit dem Beginn der Kodifikation internationalen humanitären Rechts sowie nationalen Militärrechts zusammen. Die Autorin untersucht von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts die Entwicklung der Anwendbarkeit und Anwendung dieser Regeln in bewaffneten Konflikten zwischen europäischen Kolonialmächten und der nicht europäischen Bevölkerung in der Region des heutigen Namibias, Kongos, Kenias und Algeriens. Die Autorin zeigt die Doppelzüngigkeit der Kolonialmächte auf: Die Ausdehnung des Anwendungsbereichs dieser Regeln hatte nur begrenzt praktische Auswirkungen. Die Missachtung humanitärer Mindeststandards in Kolonialkonflikten in Afrika blieb bis Mitte des 20. Jahrhunderts weitgehend ungesühnt. Beeinflusst von den europäischen Mächten fehlten u.a. Durchsetzungsmechanismen für Brüche humanitären Rechts. Und dies, obwohl Kolonialmächte bereits im 19. Jahrhundert auf ihren Leumund achteten und als humanitär agierend wahrgenommen werden wollten.

Inhaltsübersicht

A. Einleitung

Notwendigkeit der Aufarbeitung kolonialen Unrechts – Gegenstand und Ziel der Arbeit – Aufbau der Arbeit – Quellen, Literatur und Methodologie

B. Kodifikationsgeschichte internationaler Regeln des bewaffneten Konflikts: die Genfer und Haager Abkommen sowie deren Anwendbarkeit in europäischen Kolonialgebieten in Afrika

Grundgedanken zur Intertemporalität des Rechts – Zeitliches Zusammenfallen im 19. Jahrhundert: Kodifikation von Regeln der Kriegsführung und Höhepunkt der europäischen Kolonisation Afrikas – Menschlichere Unmenschlichkeit: Ausgangspunkt Genfer Abkommen von 1864 – Konkretisierung des Anwendungsbereichs des Genfer Abkommens: diplomatische und Internationale Rotkreuz-Konferenzen bis Beginn des 20. Jahrhunderts – I. Haager Friedenskonferenz 1899: Bedeutung für bewaffnete Konflikte in europäischen Kolonialgebieten in Afrika – Bedeutung der Revision des Genfer Abkommens 1906 für die Anwendbarkeit in bewaffneten Kolonialkonflikten – II. Haager Friedenskonferenz 1907 – Zwischenergebnis: Beurteilung des Standes der Rechtsentwicklung zur Anwendbarkeit humanitären Völkerrechts in Kolonialkriegen in Afrika zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Relevanz der Intensivierung der Debatte über die Erweiterung des Anwendungsbereichs des humanitären Völkerrechts im Vorfeld und auf der IX. Internationalen Rotkreuz-Konferenz 1912 für bewaffnete Konflikte in Afrika – Unter Eindruck des Ersten Weltkriegs: Intensivierung der Debatte zum Anwendungsbereich humanitärer Völkerrechtskonventionen: Relevanz für Kolonialgebiete – Zweiter Weltkrieg als Zäsur der humanitären Völkerrechtsentwicklung: Genfer Abkommen von 1949 und deren Anwendbarkeit in bewaffneten Kolonialkonflikten – Relevanz der Haager Abkommen für bewaffnete Kolonialkonflikte ab Mitte des 20. Jahrhunderts: Anwendungsbereich und si-omnes-Klausel – Ausdehnung des Anwendungsbereichs der Martens'schen Klausel nach dem Zweiten Weltkrieg – Zwischenergebnis zur Kodifikationsgeschichte internationaler Regeln des bewaffneten Konflikts – Modifikation oder Ergänzung der Anwendbarkeit humanitären Völkerrechts durch Geltung der Menschenrechte: Verhältnis humanitären Völkerrechts zu Menschenrechten

C. Analyse der Fallbeispiele: Bedeutung des internationalen humanitären Rechts und des nationalen Militärrechts

Deutsch-Südwestafrika (1884–1915) – Der Kongo-Freistaat unter Leopold II. (1885–1908) – Britisch-Ostafrika, die Kolonie Kenia und der Mau-Mau-Aufstand 1952–1960 – Französisch-Algerien – Gewohnheitsrecht – Zwischenergebnis Fallbeispiele

D. Endergebnis mit Ausblick

Quellen- und Literaturverzeichnis

Uneditierte Quellen – Editierte Quellen – Gerichtsurteile, Kommissionsentscheidungen und Schiedsentscheidungen – Lexika – Literatur

Stichwortverzeichnis

Pressestimmen

»Kaum sonst ein Buch dürfte mit ähnlichem Detailreichtum nachgezeichnet haben, welche rechtlichen Maßstäbe zu welchem Zeitpunkt auf Kolonien im 19.und frühen 20. Jahrhundert speziell in Afrika zur Anwendung kamen und – wichtigernoch – welche Regeln aus welchem Grund der Anwendung auf Kolonien entzogen waren. [...] Für alle, die sich mit kolonialen Rechtsmaßstäben und Rechtsfragen unter völkerrechtlichem
Vorzeichen befassen, ist das Buch von Tania Fabricius eine überaus wertvolle und reichhaltige Fundgrube – und vielleicht will sie, auch wenn der
Titel ein anderes Verständnis nahelegt, Aufarbeitung ja auf ihre eigenen, nicht hoch genug zu schätzenden Recherchen bezogen wissen.« Prof. Dr. Jörn Axel Kämmerer, in: Archiv des Völkerrechts, Band 56, Heft 3/2018

»Das Buch hat Bedeutung für die aktuellen Fragen zur Wiedergutmachung für begangenes Unrecht als auch für die historische Kolonial- und Überseeforschung.« Norman Adler, in: Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Missionsgeschichte e.V., Nummer 58, Dezember 2017

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