(Hrsg.)
Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit
2006. Abb., 10 farbige Bildtafeln; 378 S.
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ISBN 978-3-428-12037-6
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ISBN 978-3-428-52037-4
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ISBN 978-3-428-82037-5
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Beschreibung

Der Wandel von symbolischen zu begrifflich-diskursiven Formen von Kommunikation wird häufig mit dem Übergang vom Mittelalter zur Moderne in Verbindung gebracht. Die Bewertung der Frühen Neuzeit als Epoche des langsamen Verschwindens symbolischer und ritueller Formen muss jedoch in Frage gestellt werden. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass es sich nicht um ein Nachlassen, sondern um eine Funktionsveränderung handelte, die sich auf alle Felder sozialer Interaktion erstreckt hat.

Unter dieser Fragestellung untersuchen die Beiträge des Bandes, welche Unterschiede in der Bedeutung, den Ausdrucksmitteln und den Formen symbolischer Kommunikation vor Gericht in verschiedenen Herrschaftsgebieten und Regionen während der frühen Neuzeit bestanden. Die Untersuchungen konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte im frühneuzeitlichen Gerichtsverfahren: Für die Mündlichkeit stellen sie bisherige Vorstellungen über die Formstrenge in Frage und analysieren Sprachhandlungen und Sprechformeln vor dem Hintergrund einer zunehmenden Professionalisierung und Verwissenschaftlichung des Rechts. Im Hinblick auf die Funktionen von Gesten und Symbolen analysieren sie die Prozesshandlungen und das Verhalten der Personen vor Gericht sowie den Gerichtsraum und dessen Abgrenzungen. Prozessuale Interaktion, das Zusammenwirken von Bild und Text sowie von Bild und Raum führen über die bisherigen ikonographischen Forschungen hinaus.

Der Band nimmt die spezifische Rationalität zeitlich unterschiedlicher Kommunikationsformen in den Blick. Er hinterfragt dabei die häufig vorgenommene Abgrenzung »irrationaler« symbolischer Formen der Kommunikation in der Vormoderne von einer diskursiven »rationalen« Kommunikation der Moderne kritisch. Beiträge aus acht europäischen Ländern sowie aus verschiedenen Disziplinen spiegeln den aktuellen Forschungsstand wider und geben Anregung zu weiterführenden historisch-vergleichenden Forschungen auf diesem Gebiet.

Inhaltsübersicht

Inhalt: R. Schulze, Symbolische Kommunikation vor Gericht während der frühen Neuzeit in historisch-vergleichender Perspektive - A. Formen der Mündlichkeit im Gericht: P. Oestmann, Erholung und Wandel am Ingelheimer Oberhof - F.-J. Arlinghaus, Sprachformeln und Fachsprache. Zur kommunikativen Funktion verschiedener Sprachmodi im vormodernen Gerichtswesen - C. Gauvard, Rituels et voix vive des avocats au Parlement de Paris dans les causes criminelles, à la fin du Moyen Âge - B. D. van der Velden, Der Gebrauch der Volkssprache vor Gericht im Niederländischen Friesland im 19. Jahrhundert - B. Gesten und Symbole im Gericht: W. Schild, Die Strafgerichtsverhandlung als Theater des Rechts - L. Ostwaldt, Was ist ein Rechtsritual? - C. Schott, Die Sitzhaltung des Richters - C. Plessix-Buisset, Du surnaturel au rationnel aux XVIIe et XVIIIe siècles. Le rituel des gestes de l'épreuve du cadavre dans la procédure criminelle - V. Lemmonier-Lesage, Les arrêts de règlement rendus en robes rouges - T. Glyn Watkin, The Death and Later Life of Legal Symbols. Welsh Legal Symbols after the Union with England - C. D. Schmidt, Die Hegung des Gerichts. Formen und Funktionen eines rituellen Aktes - J. W. Cairns, From Claves Curiae to Senators of the College of Justice. Changing Rituals and Symbols in Scottish Courts - J.-L. Halpérin, Einige Betrachtungen über die Entwicklung der Ausgestaltung der Gerichtssäle in Frankreich während des 17., 18. und 19. Jahrhunderts - C. Gericht in Text und Bild: G. Kocher, Prozessuale Interaktion im Bild - H. Lück, Klagen und ihre Symbolik in Text, Glosse und Richtsteig des Sachsenspiegel-Landrechts. Zum Verhältnis von prozessualer Norm und Rechtswirklichkeit am Beginn der frühen Neuzeit - G. Schwerhoff, Straf-Akte(n). Zur visuellen Repräsentation der Kriminaljustiz in frühneuzeitlichen Gerichtsbüchern - G. Martyn, Painted Exempla Iustitiae in the Southern Netherlands - D. Tamm, Der dänische König als Richter und Gesetzgeber

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